Eigentlich wollte ich etwas über den Buß- und Bettag schreiben. Als ich mich dann intensiver mit dem Thema beschäftigte, geriet ich zunehmend ins Straucheln. Will das überhaupt jemand lesen? Der Buß- und Bettag ist ein evangelischer Feiertag, der auf Notzeiten zurückgeht. Die Menschen wurden angehalten, Buße zu tun, um die drohende oder bestehende Not abzuwenden. Das war bereits im antiken Griechenland so und auch in der Bibel ist die kollektive Buße erwähnt, um Übel abzuwenden.
Not und Übel haben wir derzeit wirklich genug und dem einen oder anderen würde es vermutlich auch nicht schaden, zu büßen und zu beten. Doch was machen wir mit all denen, die nicht gläubig sind und vielleicht nicht einmal etwas zum Büßen haben.
Viele nutzen den Feiertag um mit ihrer Familie etwas zu unternehmen, vielleicht in benachbarte Länder zum vorweihnachtlichen Einkauf einzufallen oder einfach als freien Tag, so mitten in der Woche.
Ob man nun wandern geht, den Garten winterfest macht oder einfach bei Kaffee und Kuchen auf der Couch ausruht – für eines sollte so ein geschenkter Tag allemal gut sein, nämlich in sich zu gehen. Und mag man vom Büßen und Beten halten, was man will, so ein Tag der inneren Einkehr schadet wohl keinem. Besonders in so wilden Zeiten wie den jetzigen.
Doch eigentlich will ich nicht belehren. Ich möchte Mut machen:
Mut, sich zu entschuldigen, wenn man sich bewusst wird, jemandem Unrecht getan zu haben,
Mut, über den eigenen Schatten zu springen und jemanden anzusprechen, der einem schon lange aufgefallen ist.
Mut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es schwerfällt,
Mut, sich zu verändern, wenn die Seele nach Veränderung schreit
und auch Mut, gegen den Strom zu schwimmen.
Auch wenn das leicht daher gesagt ist: „Du brauchst doch nur etwas Mut.“ oder „Nimm doch deinen ganzen Mut zusammen.“ Letztendlich funktioniert es nur so. In einem unserer Lieblingsfamilienfilme „Wir kaufen einen Zoo“ geht ein Mann ein großes Risiko ein, und kauft einen abgehalfterten Tierpark. Und die Kernaussage ist: Es lohnt sich manchmal, Risiken einzugehen. Die Aussage in dem Film „Du musst nur 20 Sekunden mutig sein“ hallte in mir nach. 20 Sekunden, dass ist nun wirklich nicht viel. In 20 Sekunden kann ich meinen Freund um Entschuldigung bitten, ich kann die Person, die jeden Tag mit mir am Bahnhof steht, nach der Nummer fragen oder kann meinem Nachbarn mitteilen, dass ich anderer Meinung bin, was Wirtschaft oder Politik angeht.
20 Sekunden, die mir die Freiheit schenken, wieder ein bisschen mehr ich selbst zu sein und mit mir ins Reine zu kommen. Ich denke, dafür ist der Buß- und Bettag durchaus gut geeignet.
In diesem Sinne, bleiben oder werden Sie mutig und genießen Sie den Tag.
Ihre Krissi Brückner
(Bilder von Pixabay)