Dieser Wegweiser hat einen ganz besonders guten Standort. Er steht dort an der Bahnhofsstraße, wo sie sich teilt.
Der Fremde, der vom Bahnhof nach dem Markte zu geht, sieht von weitem den dicken Polizeier auf hoher Säule. Mit strengen Blick mustert er die Vorübergehenden. In der Figur ist der ehemalige weitbekannte Stadtpolizist Stefan oder Staffe wiedererstanden. Man muß diesen originellen Mann gekannt haben, um zu verstehen, daß kein anderer an diese Stelle paßt als Stefan Krahl.
Durch seinen Leibesumfang übertraf er alle seine Kollegen der Umgebung.
An hohen Feiertagen trug er einen ganzen Kranz von Orden auf seiner breiten Brust, die allgemein Aufsehen erregten.
König Friedrich August hat Krahl bei seinen mehrfachen Besuchen in der Stadt jedesmal
angeredet, weil er ihm ob seiner Leibesfülle beim ersten Blick auffiel.
Stefan Krahl ist ein Schirgiswalder Kind. Er wurde geboren 1880. Schirgiswalde war damals noch Republik. Als die Stadt 1845 nach Sachsen einverleibt wurde, mußte der Ort auch Soldaten stellen. 36 Jahre war er davon befreit gewesen. Stefan Krahl wurde auch Soldat. Als schlanker, kräftiger Rekrut stellte er sich in Bautzen bei den 103 ern. In den Jahren 1863/64 mußte er mit in den Krieg nach Dänemark. Er war bei der Erstürmung der Düppeler Schanzen und des Dänemarkes mit dabei und holte sich hier die ersten Auszeichnungen.
Im Jahre 1866 kämpfte er bei Königgrätz mit auf Seiten der Österreicher, und 1870 zog er nach Frankreich. Bei Beaumont und St. Privat war er dabei. Kein Wunder, daß er mit zahlreichen Orden heimkam. 1871 wurde Stefan Krahl in Schirgiswalde unter Bürgermeister Maaz als Polizist angestellt. Leute aus ferner Zeit erzählten, daß er „kein guter“ war. Er griff scharf zu und verstand wenig Spaß. Getreulich hat er seine Pflicht getan. Die Jahre vergingen. Stefan Krahl nahm zu an Leibesumfang und wurde allmählich jener Krahl, als welcher er noch heute im Gedächtnis der Leute lebt. Er liebte nicht mehr schnelle Bewegung , sondern es dauerte lange, ehe er sich um seine Achse drehte. Er war nicht mehr so „biese“ wie in seinen jungen Jahren. Wer ihm davonlief, den ließ er laufen. Seine Lieblingsposition war die, wie sie der Maler auf der Wegsäule wiedergibt.
Mit den Kindern hatte er oft seine Not. Sie ließen sich von ihm nicht „kriegen“.
So blieb er, bis er 1923 aus dem Dienst schied und in den Ruhestand trat. Gegen Ende seines Lebens nahm er an Körperumfang bedeutend ab. 1925 starb er, 85 Jahre alt.
Er zählt zu den Originalen von Schirgiswalde.
( Aus „Oberlausitzer Heimatzeitung“ Nr. 3 1933)
In den kommenden Wochen erfahren Sie mehr über die wegweisenden Persönlichkeiten der Stadt Schirgiswalde.
NÄCHSTE AUSGABE : 4. November 2024
„De Wunsdurfer Sammelfrou“
Wer mehr über die Wegweiser der Stadt, oder über die Geschichte der Stadt Schirgiswalde erfahren möchte, das Heimatmuseum erwartet Sie.
Wegweiser:
Heimatmuseum „Carl Swoboda“
Rathausstraße 15
02681 Schirgiswalde
Tel. 038660 38660
www.stadt-schirgiswalde-kirschau.de
Dienstag 14:00 bis 16:30 Uhr
Auf Anfrage auch außerhalb der Öffnungszeit.
Mit freundlicher Unterstützung durch Heimatmuseum „Carl Swoboda“, Herr Berger. (Texte und altes Bildmaterial)