Beim Betrachten der Werke sieht man sich, auf den ersten Blick, in eine
vergangene Zeit zurückversetzt.
Fein gezeichnete Linien, Ornamentik im Bohemian Style die von der
Sehnsucht nach Freiheit, Liebe, Kunst und Freude zeugen, aber auch mit
zeitgenössischer Kritik und einem, mit erhobenem Zeigefinger
einhergehendem Freigeist uns Betrachter zum Nachdenken ermahnend.
Ungewöhnliches gesellt sich zu liebevollen Details und farbenfrohe
Gestaltungen gehen Hand in Hand mit skurrilen Figuren.
So zeigen sich uns die Arbeiten von Ramona Boehme.
Wie kam die Künstlerin zu diesem Stil und was treibt sie an?
Frau Boehme, wie sind Sie zum Bohemian Style gekommen?
Was fasziniert Sie so daran?
Jeder Künstler, jeder Kunstliebhaber, jede Person hat seinen eigenen
Geschmack was Kunst betrifft, mit der er sich gern umgibt. Den
altertümlichen, abgenutzten und dennoch kunstvollen alten Stil fand ich
schon, seit ich denken kann, faszinierend und interessant. Nach den
Jahren, in denen ich an meinen Fähigkeiten gearbeitet und viele Dinge
ausprobiert habe, fühle ich mich nun in der Lage, selbst solche Werke zu
kreieren. Vieles ist auch meiner Liebe zu “Glitzer” und “Schein” zu
verdanken, dass ich gern auf meine Werke Gold und leuchtende Akzente setze.
Benutzen Sie ausschließlich diese Kunstform oder arbeiten Sie auch
mit anderen Techniken?
Die persönliche Entwicklung eines Künstlers ist immer im Werden, ein
ständig fortschreitender Prozess und immer am Entwickeln. Gern würde
ich, im Moment, all meine Werke in diesem Stil anfertigen, aber es gibt
so viele andere Stile, die ich ebenfalls experimentell erforschen will.
Letztendlich denke ich, entwickelt sich daraus ein komplett neuer, ganz
eigener Stil, den ich selbst noch nicht voraussehen kann.
Viele Bilder, welche ich relativ kürzlich gemalt habe, sind in Aquarell
oder Tusche, oder einer Kombination aus beiden, aber ich habe auch viele
in Ölfarbe gemalt, vor allem meine ersten Bilder sind ausschließlich in
Öl. Für Ölfarben gibt es Metallpigmente, die ich liebe. Alle diese
Techniken, Ölfarbe, Aquarell, Tusche, Acryl, lassen sich perfekt mit
Blattgold kombinieren. Vor allem dreidimensionale Arbeiten auf Holzbasis
profitieren besonders davon. Von den Holzarbeiten habe ich jedoch kein
Bild fertig, da gibt es leider noch nichts Konkretes zum Zeigen.
Ich restauriere auch alte Rahmen. Nicht professionell wie Künstler, die
es richtig gelernt haben, aber für eine einfache Restauration ist es gut
genug.
Sie arbeiten ja wahrscheinlich nicht nur für sich selbst.
Wer sind Ihre Kunden und wo genau finden Ihre Werke ihren Platz?
Ja, das stimmt, ich arbeite auch an Auftragsarbeiten. Die Aufträge
kommen dabei aus allen künstlerischen Richtungen, da man sich oft die
Aufträge nicht immer aussuchen kann. Zu meinen Auftraggebern zählen
Metal Bands, Privatpersonen, kleine Unternehmen, und andere Kreative,
welche die Visualisierung eigener Ideen benötigen, z. B. Illustrationen
für ein Kinderbuch oder Gedichtbuch.
Benötigen Sie bestimmte Hilfsmittel?
Tusche, Aquarell und Blattgold sind die Medien, welche ich in letzter
Zeit am häufigsten und am liebsten einsetze. Jedoch versuche ich den
Tusche- und Aquarellstil mit Ölfarben oder Acrylfarben zu reproduzieren,
da ich diese Farben, besonders Öl, ebenfalls liebe. Da ich gern mit
meinen Bildern in die Dreidimensionalität gehe, arbeite ich auch mit
Holz und Ton (backbarer Polymer Clay). Alle Medien, Holz, Ton, Ölfarbe
im Tusche- und Aquarellstil, mit Gold verziert, kombiniert lassen mein
Herz höher schlagen.
Sie haben eine sehr interessante Website.
Viele Beispiele kann man sich dort anschauen.
Sind Sie auch in einer Galerie vertreten?
Gibt es eine aktuelle Ausstellung?
Vor ein paar Jahren habe ich verschiedene Galerien angeschrieben, aber
von keiner eine Antwort, weder Zusage noch Absage, erhalten. Nein, ich
werde von keiner Galerie vertreten. Von unserer Zittauer Kunstlade bekam
ich damals leider eine Absage.
Eigentlich wäre meine aktuelle Ausstellung in der Sparkasse Zittau
gewesen, diese wurde aufgrund von Umbauarbeiten auf einen unbestimmten
Zeitpunkt verschoben (das betrifft aber auch andere Künstler).
Da ich eine sehr durchwachsene Sammlung an Bildern aus verschiedenen
Richtungen habe und diese meist sehr dunkler Natur sind, ist es schwer
für mich hier in der Lausitz einen Platz zu finden, an dem ich
ausstellen kann, da viele diese Art von Bildern nicht mögen oder gar
abstoßend finden. Aber ja, es stimmt, ich muss mich wieder drehen und
Kontakt mit Galerien und anderen Institutionen aufnehmen, um einfach mal
wieder nachzufragen.
Sind Sie in unserer Gegend die einzige Künstlerin, welche sich mit
Bohemian Style beschäftigt?
Können Sie sich mit jemandem austauschen?
Leider scheinen nicht viele visuelle Künstler diese Richtung oder die
Richtung der Dark Arts ansprechend zu finden, sodass ich damit, bis auf
die Welt der Online-Plattformen, hier sehr allein dastehe.
Können Sie uns verraten, an was Sie im Augenblick arbeiten?
Ich arbeite nie nur an einem Bild oder Projekt. Im Moment arbeite ich
hauptsächlich an Auftragsarbeiten, wie zum Beispiel an Zeichnungen für
ein Kinderbuch, und an einem Cover für ein Metal Album gleich im Anschluss.
Meine eigenen Bilder an denen ich arbeite sind ein Schädel Portrait,
einer Holzbasis für eine dreidimensionale Weltkarte, einer Holzbasis für
ein mehr esoterisches Projekt ähnlich der Weltkarte, nebst einem
goldenen Schädel aus Ton, der auf seinen Abschluss wartet, und vier
große Bilder im Stil von Bouguereau. Letztere warten schon eine sehr
lange Zeit.
Können Interessenten sich von Ihnen Schulen lassen? Betreuen Sie
einen Mal- und Zeichenzirkel?
Ich würde mich geehrt fühlen, wenn jemand Interesse daran hätte, von mir
zu lernen. Jedoch muss ich sagen, dass ich keine Erfahrungen im Lehren
habe, alles würde sehr organisch ablaufen.
Was einen Mal- und Zeichenzirkel angeht, wäre es schon schön, wenn es
hier in der Gegend einen geben würde. Ich meine nicht einen Zirkel, wo
jemand ein Lehrer und der andere ein Schüler ist. Ich meine einen
Kunstzirkel, hier in der Lausitz, wo Künstler zusammenkommen und in
einer gemeinsamen Räumlichkeit an eigenen oder gemeinsamen Projekten
arbeiten. Wie in einem gemeinsamen Atelier. Leider scheint es hier so
etwas nicht zu geben. Jedenfalls nicht hier in der Zittauer Ecke.
Bei Kunst-offen im Mai konnte man Sie in Ihrer Werkstatt besuchen.
Wie war die Resonanz?
Die Resonanz war leider sehr mang. Hier in der Zittauer Gegend haben
sich drei Künstler beteiligt, Tobias aka “Mutate”, eine Künstlerin aus
Ostritz, und ich. Es ist verständlich, dass sich da kaum jemand hierher
wagt. Es lohnt sich ja eigentlich nicht. An den zwei Tagen, an denen ich
geöffnet hatte, hat mich nur einer meiner aktuellen Kunden besucht, der
mein Atelier sehen wollte.
Frau Boehme, Sie sind in der Oberlausitz geboren.
Welche Einflüsse haben Sie geprägt?
Was gefällt Ihnen hier besonders? Und was nicht?
Persönlich würde ich sagen, dass ich nicht viel von den hiesigen
Einflüssen geprägt wurde, aber unterbewusst gibt es vielleicht schon das
eine oder andere.
Meine weltoffene Seite wurde stark durch das Aufkommen und Wachsen des
Internets geprägt, auch meine Reisen in den letzten Jahren haben mich
mehr geprägt. Auf meinen Reisen zu Workshops lernte ich, zusammen mit
anderen Künstlern, von Künstlern, zu denen wir aufsehen. Oder ich traf
mich mit anderen Künstlern in einer mehr messeähnlichen Umgebung.
Ich mag die ländliche Gegend hier und die Architektur der
Fachwerkhäuser. Es ist sehr ruhig hier und man hat (noch) einige
Waldstücke, in denen man wandern gehen und etwas abschalten kann.
Leider sieht es in Sachen Kunst, verglichen mit dem Teil Sachsen
westlich von Dresden, auch ziemlich ruhig aus. Schon dass sich so wenige
an Kunst offen in Sachsen beteiligt haben, finde ich schade. Jeder
scheint sein eigenes Süppchen zu brauen. Aber ich bin leider auch nicht
der Typ, der federführend hinausgeht und gemeinsame Dinge einleitet.
Frau Boehme, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.