Das zweite Jahresviertel beginnt und mit ihm die Jahreszeit, die von vielen Menschen als die am meisten geliebte beschrieben wird.
Ich frage mich, warum das so ist. Wahrscheinlich sehnen wir uns nach der Sicherheit, die wir fühlen, wenn nach der Winterruhe immer wieder ein neuer Frühling folgt.
Beständig und zuverlässig wiederholen sich in der Natur Ruhepausen und Wachstum. Neues entsteht – in ganz eigenem Tempo.
Ich glaube, davon können wir uns etwas abschauen, und deshalb wünsche ich Ihnen genug Zeit, um die frische und energiegeladene Frühlingsluft bei Spaziergängen oder bei ersten Gartenarbeiten zu genießen.
Die Düfte, Töne und Farben dieser Zeit sind ein Geschenk, dass wir auf vielfältige Weise entdecken dürfen.
Zum Beispiel so:
Gartenkonzert
Ein Konzert ganz ohne Gleichen,
erste Reihe, Eintritt frei,
wird bei mir zu Haus gegeben,
staunend eile ich herbei.
Die Kulisse: grüne Aue,
Rosenbusch und Apfelbaum
und davor quillt von Rabatten
duftend, bunt ein Blütentraum.
Ja, mein Garten ist Konzertsaal,
jedes Jahr zur Frühlingszeit.
Die Akustik – einzigartig,
unterm Himmel, blau und weit.
Meisen zwitschern, Spatzen tschilpen,
Amseln flöten wie noch nie.
Der Pirol übt unermüdlich
seine alte Melodie.
Krähen krächzen, Elstern schnarren,
der Fasan ruft laut und heiser
zu des Spechtes wildem Klopfen:
„Geht es nicht ein bisschen leiser?“
Lachend klappern Störche weiter
und der Kuckuck ruft dazu:
„Das Konzert ist nicht zu Ende,
erst beim Mondschein gibt es Ruh.“
Doch da jubelt es von Ferne:
„Jedem, der nicht schlafen kann,
stimmen wir, die Nachtigallen,
unser schönstes Schlaflied an.“
Dankbar lausch ich in den Abend,
ruhig werden Herz und Sinn.
Und ich spüre tiefe Freude,
dass ich hier zu Hause bin.
© Eva Mutscher