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Intarsien – Ein traditionelles Handwerk neu belebt

von | 20. September 2024

Wer bei Intarsien-Arbeiten an das alte Tischchen oder das Wandbild von Oma denkt, der kennt die Arbeiten von Fanny Bracke noch nicht.
Die junge Designerin hat das traditionelle Handwerk quasi neu erfunden.
Mit viel Liebe zum Detail und mit vielen modernen, kreativen Ideen fertigt sie in ihrer Manufaktur edle und qualitativ hochwertige Mode- und Wohnaccessoires sowie Kunstobjekte im Interior Design mit Raumakzenten & Wandgestaltung.
Ob Holzfliege, Handtasche, Schmuckkästchen, Möbelstück oder Wandbild, Design und künstlerische Umsetzung stehen bei jedem Einzelstück an erster Stelle.
Wie alles genau geht und warum sich Fanny Bracke in die Herstellung von Intarsien verliebt hat;
oberlausitz-art hat für Euch nachgefragt.

Frau Bracke, wie kommt eine Designerin zu solch einem Beruf? Wo haben Sie das notwendige Handwerk dazu erlernt?

Ich bin gelernte Tischlerin und in der Ausbildung habe ich die Intarsienkunst kennen und lieben gelernt.

Die Möbel- und Kunsttischlerei, das Entwerfen von eigenen Produkten und Gestaltungsformen hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Nach ein paar Studiensemestern Design habe ich die tolle Möglichkeit bekommen einige Weiterbildungen bei verschiedenen Intarsienkünstlern zu absolvieren. Da habe ich meine Kenntnisse und Fertigkeiten intensiv weiterentwickelt und auf der Basis traditioneller Intarsientechnik entstehen heute in meinem Atelier handgefertigte Einzelstücke im modernen Design.

Wie entstehen die unterschiedlichsten Ideen zu Ihren Intarsien-Arbeiten? Gibt es wiederkehrende Stücke? Kleine Serien?

Meine Inspirationsquellen sind vielfältig. Natürlich haben mich meine Ausbilder in der Intarsienkunst geprägt wie Ulrike Scriba, Karl-Heinz Schulze oder Paul Krenz.

Auf dieser Basis entwickle ich meinen eigenen Intarsien-Stil, welcher sich durch geometrische Formen, bildhafte Motive oder naturgeformte Strukturen kennzeichnet.

Jedes Furnierstück ist einzigartig und hat seine individuelle Maserstruktur. Es gibt Furniere mit einem intensiven Maserverlauf, welche die Inspiration nur so fließen lassen und ich eine Fantasiegestaltung herausarbeite, bei der sich die größte und beeindruckendste Gestaltungswirkung in der Natur selbst zeigt.

Fertigen Sie auch nach Vorgaben Ihrer Kunden?

Die Ideen und Wünsche meiner Kunden selbst können natürlich auch ein Teil meiner Inspirationsquelle sein. Diesen Gestaltungsprozess empfinde ich immer als große Bereicherung und Herausforderung zugleich.

Es ist eine gemeinsame künstlerische Reise.

Verwenden Sie außer Holz noch andere Materialien?

Hauptsächlich habe ich mich auf Holzfurniere spezialisiert.

Es gibt aber auch die Möglichkeit weitere Materialien, wie zum Beispiel (Edel-)Metalle, Horn, Perlmutt oder Schmucksteine, in den Gestaltungsprozess mit einzubinden. Für mich gibt es da keine Einschränkungen.

Wie muss ich mir so einen Intarsien-Herstellungsprozess vorstellen? Welche Arbeitsmittel benötigen Sie dafür?

Die Intarsientechnik ist ein zeitaufwendiges Kunsthandwerk. Intarsien sind Einlegearbeiten oder zusammengesetzte Arbeiten, die im Ganzen ein Muster oder ein Bild ergeben. Man kann es sich wie ein Puzzle aus Holz vorstellen oder wie ich auch immer sage „Ich male mit Holz“.

Kurz zusammengefasst schneidet man die gewünschten Furnierstücke aus/zu, setzt diese mit Hilfe von Furnierklebeband zusammen und leimt/presst dann die fertige Intarsie auf ein Trägermaterial. Das Furnierklebeband wird wieder entfernt, die Oberfläche geschliffen und anschließend geölt/lackiert.

Ich arbeite vorwiegend mit einem Skalpell. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten Intarsien herzustellen – das hängt oft vom gestalterischen Projekt ab. Man kann Furniere auch mit der Dekupiersäge, Laubsäge, oder Modellsäge zuschneiden.

In der heutigen Zeit kann die Intarsienherstellung um modernen Laser- und CNC-Maschinen erweitert werden. Meine Philosophie ist die Tradition und die Moderne zu verbinden – eine Harmonie und Synergie zu schaffen, sowohl in der Motivauswahl als auch im Gestaltungs- und Herstellungsprozess.

Sehr beeindruckend sind Ihre Lampen und Taschen. Aber vor allem Ihre designte Herrenfliege begeistert mich persönlich sehr. Wie kam es denn dazu?

Ich möchte das Intarsiendesign mit Gebrauchsgegenständen vereinen und nachhaltige Produkte fertigen, die alle einen Unikat-Charakter besitzen. Es geht weder um Massenprodukte noch um Schnelligkeit – sondern es geht um nachhaltige, langlebige Qualität, Kreativität und Einzigartigkeit!

So ist die Accessoire-Produktlinie in meiner Manufaktur entstanden.

Aber um noch auf eine unbeantwortete Anfangsfrage von Ihnen zurückzukommen, ob es wiederkehrende Stücke und/ oder Kleine Serien gibt?

Ich habe verschiedene Produktbereiche, wie zum Beispiel Schatullen, Lampen oder Holzfliegen entwickelt, wo der Herstellungsprozess der Basisprodukte einer Kleinserie gleichkommt, aber das Intarsiendesign ist für jedes Produkt immer einzigartig.

Arbeiten Sie generell allein, oder steht Ihnen ein Team zur Seite?

Ich arbeite jetzt wieder alleine, habe mir aber in den letzten Jahren ein tolles Netzwerk aufgebaut, welches mir viel Unterstützung in den verschiedensten Bereichen bietet.

Dafür bin ich ganz dankbar!

Was war bis jetzt Ihre anspruchsvollste Arbeit?

Das anspruchsvollste Projekt war bis jetzt das Intarsienkunstwerk „menschlicher Akt – Paarbild“, bestehend aus 8 verschiedenen Holzarten und tausenden Einzelteilen. In dieser Arbeit stecken viele hundert Arbeitsstunden. Es war eine Herausforderung das realistische Foto in ein Intarsienmotiv umzuwandeln, unter dem Aspekt, bestimmten markanten Merkmalen einen Wiedererkennungswert zu verleihen und dennoch eine abstrakte Gestaltung umzusetzen.

Allerdings freue ich mich auf ein neues aktuelles Projekt – die Gestaltung einer Snowboardoberfläche, wo das Motiv, ein winterliches Bergmassiv als Luftbild von oben, eine ähnliche reizvolle Aufgabe darstellt.

Frau Bracke, kann man Sie in Ihrer Werkstatt besuchen? Geben Sie Kurse für Interessierte?
Haben Sie eine Ausstellung?

Man kann mich gerne in meinem Atelier nach Terminvereinbarung besuchen.

Kurse biete ich aktuell nicht an – habe diese Option aber im Hinterkopf und mal sehen, was die Zukunft bringt.

Momentan gibt es einen kleinen Ausstellungsbereich in meinem Atelier und ich präsentiere mich und meine Produkte über das Internet auf meiner Webseite, Instagram und Facebook.

Sie haben Ihre Manufaktur hier im schönen
Reichenbach/OL. Wie verbunden sind Sie mit unserer Oberlausitz?

Für mich war es eine bewusste Entscheidung in die Oberlausitz zurückzukommen – Hier bin ich geboren, hier sind meine Wurzeln, hier fühle ich mich wohl und angekommen! Auch die Nähe zum Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland empfinde ich als große Bereicherung.

oberlausitz-art bedankt sich für das interessante Gespräch und wünscht Ihnen weiterhin viele schöne Ideen und eine interessierte, zufrieden Kundschaft.

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