Mein fröhliches Blumenbeet

Mein fröhliches Blumenbeet

Die üppige Pracht im Garten,

die bunte Fülle an Farben und Düften ist für mich immer wieder ein Grund,

um innezuhalten und mich an Blumen, Kräutern und Insekten zu erfreuen.

Kein Wunder also, dass folgendes Gedicht entstanden ist.

 

 

Auf der Bank in meinem Garten

ruh ich nach der Arbeit aus,

schliess zufrieden meine Augen,

friedlich ist es rund um’s Haus.

 

Plötzlich ist da so ein Wispern,

Tuscheln, Flüstern, hell und fein.

Blinzelnd schau zum Beet ich rüber,

Träume ich? Wie kann das sein?

 

Staunend reib ich mir die Augen,

doch das Bild, so nah vor mir,

lässt mein Herz vor Freude klopfen,

wie verzaubert ist es hier.

 

Alle Blumen, Knospen, Blüten

haben plötzlich ein Gesicht.

Wunderbar ertönen leise

Stimmen in dem Dämmerlicht.

 

„Sieh mich an, ich bin die Rose,

Königin hier im Revier!“

Eifrig trägt ein kleines Lüftchen

süßen schweren Duft zu mir.

 

Voll Bewund’rung seh ich Blüten,

schimmernd, zart wie Porzellan,

doch schon ruft ein nächstes Stimmchen:

„Warum schaust du mich nicht an?“

 

„Bin Lavendel, Freund der Rose.

Wenn die Blüten trocken sind,

füll ein Säckchen dir aus Leinen,

schläfst dann selig wie ein Kind.“

 

„Hörst du uns? Wir läuten leise

dir den Feierabend ein –

Glockenblume, Purpurglöckchen –

welcher Klang kann schöner sein?“

 

„Meine Glöckchen, große, kleine,

klingen noch einmal so gut!“

Höher noch als seine Nachbarn

reckt sich stolz der Fingerhut.

 

Margeriten und Kamille,

Schmuckkörbchen und Schleierkraut

brüsten sich: „Wie weiß wir strahlen,

wie der Schleier einer Braut.“

 

Rot dagegen, wie das Feuer

leuchtet Mohn in all dem Grün.

„Komm, genieße meine Farbe,

denn schon bald muss ich verblüh’n.

 

„Willst du uns denn nicht beachten?

Unsre Gäste sind die Bienen.“

Weiß und rosa, blau und lila

winken mir nun die Lupinen.

 

Löwenmäulchen, Phlox und Malven

drängen sich sogleich hervor.

„Du wirst uns doch nicht vergessen!“,

rufen sie vereint im Chor.

 

Frauenmantel, Ringelblumen

füllen jeden Zwischenraum.

Wo die Blicke auch verweilen,

überall ein bunter Traum.

 

„Ich kann blühen, duften, würzen,

wann bin ich denn endlich dran?“

Zwischen Steinen ungeduldig

ruft der treue Thymian.

 

„Und am Rand deck ich den Boden,

kann zwar nur bescheiden blühn,

doch ich brauche nicht viel Pflege“,

meldet sich das Immergrün.

 

„Unscheinbar an hellem Tage,

aber abends leuchte ich!“

Sonnig öffnen sich die Blüten

der Nachtkerze heut nur für mich.

 

Noch ein Strahlen, gelb und freundlich:

„Ich tu der Gesundheit gut,

musst nur meine Heilkraft nutzen“,

das erklärt der Sonnenhut.

 

„Ach ihr Großen, müsst ihr prahlen?

Warum seid ihr nur so laut?

Sind wir Kleinen gar nicht wichtig?“,

klagt das kleine Pfennigkraut.

 

„Meine Lieben“, ruf ich heiter,

Jeden von euch schau ich an!

Einzigartig seid ihr alle

und ich freu mich täglich dran.

 

Lass mich gern im Garten nieder,

bin bei euch, so oft es geht,

denn ich lieb von ganzem Herzen

mein fröhlich buntes Blumenbeet.

 

 

© bei der Autorin             Eva Mutscher   2017

 

 

 

Eva Mutscher

Dorfstr. 1 a     02829 Neißeaue OT Zodel

Tel. 035820 / 60667

e-mail:

www.eva-mutscher-geschichten.net

 

 

oberlausitz-art geht in die Sommerpause 2023

oberlausitz-art geht in die Sommerpause 2023

Vom 1.07. – 31.08. könnt Ihr aber weiterhin die Blog-Beitrag-Seite durchstöbern und die Informationen im Veranstaltungskalender nutzen.
Die Profile der Künstler stehen Euch zur Verfügung.

Schaut rein, es gibt immer etwas Neues zu entdecken.
Sicher wird es auch die eine oder andere Information auf Facebook geben und natürlich gibt es auch im Juli und August die Monatserzählung von Schriftstellerin Eva Mutscher.
Pünktlich im September erwarten Euch wieder spannende und interessante Interviews und News.

 

Oberlausitz-Art wünscht Euch einen schönen Sommer, tolle Ferien und bestaunt auch mal die Kunst an Euren Ferienorten.

Wer will, kann diese auch an uns senden, wir zeigen dann ab September die schönsten Kunstwerke von außerhalb der Oberlausitz auf unserer Seite.

Viel Spaß wünscht Euch das Team von oberlausitz-art

 

 

Gruppe „Oberland“ – Holzkunst in der DDR

Gruppe „Oberland“ – Holzkunst in der DDR

Einige werden sich noch an die Ochsen mit Karren im Löbauer Rosengarten oder an die Ritter im Bautzener Gesundbrunnen erinnern. Hölzerne Zeitzeugen der 80ger Jahre, die schon längst zerfallen sind oder noch vor dem „Mindesthaltbarkeitsdatum“ abgerissen wurden.
Es waren gestaltete Spielelemente, welche man bis dahin kaum in unserer Oberlausitz gesehen hatte. Gewaltige Eichenstämme, Lärchenholz und Fichte, zusammengefügt und liebevoll beschnitzt, regten sie die Fantasie der Kinder und auch der Erwachsenen an und man kam einfach nicht umher, diese zu beklettern und damit zu spielen.
Überall waren solche Spielplätze, öffentlich und auch in vielen Kindereinrichtungen.
Wer steckte dahinter? Wer waren die Erbauer dieser Fantasiewelten?

 

Der Kern dieser Schnitzertruppe nannte sich Gruppe „Oberland“.
Die Gründer waren der Löbauer Holzbildhauer Dieter Strahl und der aus Sohland/Spree stammende
Langholzfahrer Jürgen Spottke. Heute als „Holzer“ bekannt lebt, wohnt und schnitzt er in Wilthen.
Die Gruppe machten schließlich Wolfram Langer, Hans Geisler und Haiko Spottke komplett.

Die von „Oberland“ gestalteten Spielplätze entstanden in der Freizeit ihrer Erbauer. Vom zeitigen Frühjahr an bis in den Herbst trafen sie sich jeden Samstag und es entstanden Kinderträume aus Holz wie Drachen, Eselkarren und Kletterburg.
So schufen sie ungewöhnliche Spielplatz-Unikate in der ganzen Oberlausitz, wie z.B. in Deutsch-Paulsdorf 1985, Löbau 1986, Görlitz im Tierpark 1987, Taubenheim 1987, Weigsdorf-Köblitz 1988 und 1989 im Kindergarten Wehrsdorf und im Gesundbrunnen Bautzen.

Auch über die Grenzen der Oberlausitz hinaus, waren die 5 Holzbildhauer bekannt. In Cottbus entstand 1985 ein Spielplatz zum Thema Ritter und in Altentreptow 1988 eine Anlage im Heimattiergarten. Diese hatte allerdings eine etwas größere Dimension und somit lud die Holzgestaltergruppe „Oberland“ sich weitere Holzkünstler zur Umsetzung des Projektes ein. Die reisten aus ziemlich allen Teilen der Republik an.
Mit dabei waren Klaus Illner, Holzbildhauer aus Schwerin; Karl Niemann, Ingenieur aus Dresden; Gisela Mauermann, Bildhauerin aus Görlitz; Uwe Platner, Programmierer bei Robotron; Heiko Lindner, Holzgestalter aus Rudolstadt; Herbert Michalz, Betriebstischler bei der Reichsbahn in Bautzen und Jürgen Bergmann, heute Chef der Kulturinsel Einsiedel und deren Begründer.

Viele Stunden harte Arbeit, Leidenschaft und Herzblut steckten die Volkskünstler in ihre Projekte.
Belohnt wurden sie mit strahlenden Kinderaugen und einer Auszeichnung als „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ der DDR.

 

Fotos: privat und Axel Gebauer, Peter Heyne  (Tierpark Görlitz 1987)

Fantasievoll und Außergewöhnlich – raboeart

Fantasievoll und Außergewöhnlich – raboeart

Beim Betrachten der Werke sieht man sich, auf den ersten Blick, in eine
vergangene Zeit zurückversetzt.
Fein gezeichnete Linien, Ornamentik im Bohemian Style die von der
Sehnsucht nach Freiheit, Liebe, Kunst und Freude zeugen, aber auch mit
zeitgenössischer Kritik und einem, mit erhobenem Zeigefinger
einhergehendem Freigeist uns Betrachter zum Nachdenken ermahnend.
Ungewöhnliches gesellt sich zu liebevollen Details und farbenfrohe
Gestaltungen gehen Hand in Hand mit skurrilen Figuren.
So zeigen sich uns die Arbeiten von Ramona Boehme.

Wie kam die Künstlerin zu diesem Stil und was treibt sie an?

 

 

 

 

 

 

Frau Boehme, wie sind Sie zum Bohemian Style gekommen?
Was fasziniert Sie so daran?

Jeder Künstler, jeder Kunstliebhaber, jede Person hat seinen eigenen
Geschmack was Kunst betrifft, mit der er sich gern umgibt. Den
altertümlichen, abgenutzten und dennoch kunstvollen alten Stil fand ich
schon, seit ich denken kann, faszinierend und interessant. Nach den
Jahren, in denen ich an meinen Fähigkeiten gearbeitet und viele Dinge
ausprobiert habe, fühle ich mich nun in der Lage, selbst solche Werke zu
kreieren. Vieles ist auch meiner Liebe zu “Glitzer” und “Schein” zu
verdanken, dass ich gern auf meine Werke Gold und leuchtende Akzente setze.

Benutzen Sie ausschließlich diese Kunstform oder arbeiten Sie auch
mit anderen Techniken?

Die persönliche Entwicklung eines Künstlers ist immer im Werden, ein
ständig fortschreitender Prozess und immer am Entwickeln. Gern würde
ich, im Moment, all meine Werke in diesem Stil anfertigen, aber es gibt
so viele andere Stile, die ich ebenfalls experimentell erforschen will.
Letztendlich denke ich, entwickelt sich daraus ein komplett neuer, ganz
eigener Stil, den ich selbst noch nicht voraussehen kann.
Viele Bilder, welche ich relativ kürzlich gemalt habe, sind in Aquarell
oder Tusche, oder einer Kombination aus beiden, aber ich habe auch viele
in Ölfarbe gemalt, vor allem meine ersten Bilder sind ausschließlich in
Öl. Für Ölfarben gibt es Metallpigmente, die ich liebe. Alle diese
Techniken, Ölfarbe, Aquarell, Tusche, Acryl, lassen sich perfekt mit
Blattgold kombinieren. Vor allem dreidimensionale Arbeiten auf Holzbasis
profitieren besonders davon. Von den Holzarbeiten habe ich jedoch kein
Bild fertig, da gibt es leider noch nichts Konkretes zum Zeigen.
Ich restauriere auch alte Rahmen. Nicht professionell wie Künstler, die
es richtig gelernt haben, aber für eine einfache Restauration ist es gut
genug.

Sie arbeiten ja wahrscheinlich nicht nur für sich selbst.
Wer sind Ihre Kunden und wo genau finden Ihre Werke ihren Platz?

Ja, das stimmt, ich arbeite auch an Auftragsarbeiten. Die Aufträge
kommen dabei aus allen künstlerischen Richtungen, da man sich oft die
Aufträge nicht immer aussuchen kann. Zu meinen Auftraggebern zählen
Metal Bands, Privatpersonen, kleine Unternehmen, und andere Kreative,
welche die Visualisierung eigener Ideen benötigen, z. B. Illustrationen
für ein Kinderbuch oder Gedichtbuch.

Benötigen Sie bestimmte Hilfsmittel?

Tusche, Aquarell und Blattgold sind die Medien, welche ich in letzter
Zeit am häufigsten und am liebsten einsetze. Jedoch versuche ich den
Tusche- und Aquarellstil mit Ölfarben oder Acrylfarben zu reproduzieren,
da ich diese Farben, besonders Öl, ebenfalls liebe. Da ich gern mit
meinen Bildern in die Dreidimensionalität gehe, arbeite ich auch mit
Holz und Ton (backbarer Polymer Clay). Alle Medien, Holz, Ton, Ölfarbe
im Tusche- und Aquarellstil, mit Gold verziert, kombiniert lassen mein
Herz höher schlagen.

Sie haben eine sehr interessante Website.
Viele Beispiele kann man sich dort anschauen.
Sind Sie auch in einer Galerie vertreten?
Gibt es eine aktuelle Ausstellung?

Vor ein paar Jahren habe ich verschiedene Galerien angeschrieben, aber
von keiner eine Antwort, weder Zusage noch Absage, erhalten. Nein, ich
werde von keiner Galerie vertreten. Von unserer Zittauer Kunstlade bekam
ich damals leider eine Absage.
Eigentlich wäre meine aktuelle Ausstellung in der Sparkasse Zittau
gewesen, diese wurde aufgrund von Umbauarbeiten auf einen unbestimmten
Zeitpunkt verschoben (das betrifft aber auch andere Künstler).
Da ich eine sehr durchwachsene Sammlung an Bildern aus verschiedenen
Richtungen habe und diese meist sehr dunkler Natur sind, ist es schwer
für mich hier in der Lausitz einen Platz zu finden, an dem ich
ausstellen kann, da viele diese Art von Bildern nicht mögen oder gar
abstoßend finden. Aber ja, es stimmt, ich muss mich wieder drehen und
Kontakt mit Galerien und anderen Institutionen aufnehmen, um einfach mal
wieder nachzufragen.

Sind Sie in unserer Gegend die einzige Künstlerin, welche sich mit
Bohemian Style beschäftigt?
Können Sie sich mit jemandem austauschen?

Leider scheinen nicht viele visuelle Künstler diese Richtung oder die
Richtung der Dark Arts ansprechend zu finden, sodass ich damit, bis auf
die Welt der Online-Plattformen, hier sehr allein dastehe.

Können Sie uns verraten, an was Sie im  Augenblick arbeiten?

Ich arbeite nie nur an einem Bild oder Projekt. Im Moment arbeite ich
hauptsächlich an Auftragsarbeiten, wie zum Beispiel an Zeichnungen für
ein Kinderbuch, und an einem Cover für ein Metal Album gleich im Anschluss.
Meine eigenen Bilder an denen ich arbeite sind ein Schädel Portrait,
einer Holzbasis für eine dreidimensionale Weltkarte, einer Holzbasis für
ein mehr esoterisches Projekt ähnlich der Weltkarte, nebst einem
goldenen Schädel aus Ton, der auf seinen Abschluss wartet, und vier
große Bilder im Stil von Bouguereau. Letztere warten schon eine sehr
lange Zeit.

Können Interessenten sich von Ihnen Schulen lassen? Betreuen Sie
einen Mal- und Zeichenzirkel?

Ich würde mich geehrt fühlen, wenn jemand Interesse daran hätte, von mir
zu lernen. Jedoch muss ich sagen, dass ich keine Erfahrungen im Lehren
habe, alles würde sehr organisch ablaufen.
Was einen Mal- und Zeichenzirkel angeht, wäre es schon schön, wenn es
hier in der Gegend einen geben würde. Ich meine nicht einen Zirkel, wo
jemand ein Lehrer und der andere ein Schüler ist. Ich meine einen
Kunstzirkel, hier in der Lausitz, wo Künstler zusammenkommen und in
einer gemeinsamen Räumlichkeit an eigenen oder gemeinsamen Projekten
arbeiten. Wie in einem gemeinsamen Atelier. Leider scheint es hier so
etwas nicht zu geben. Jedenfalls nicht hier in der Zittauer Ecke.

Bei Kunst-offen im Mai konnte man Sie in Ihrer Werkstatt besuchen.
Wie war die Resonanz?

Die Resonanz war leider sehr mang. Hier in der Zittauer Gegend haben
sich drei Künstler beteiligt, Tobias aka “Mutate”, eine Künstlerin aus
Ostritz, und ich. Es ist verständlich, dass sich da kaum jemand hierher
wagt. Es lohnt sich ja eigentlich nicht. An den zwei Tagen, an denen ich
geöffnet hatte, hat mich nur einer meiner aktuellen Kunden besucht, der
mein Atelier sehen wollte.

Frau Boehme, Sie sind  in der Oberlausitz geboren.
Welche Einflüsse haben Sie geprägt?
Was gefällt Ihnen hier besonders? Und was nicht?

Persönlich würde ich sagen, dass ich nicht viel von den hiesigen
Einflüssen geprägt wurde, aber unterbewusst gibt es vielleicht schon das
eine oder andere.
Meine weltoffene Seite wurde stark durch das Aufkommen und Wachsen des
Internets geprägt, auch meine Reisen in den letzten Jahren haben mich
mehr geprägt. Auf meinen Reisen zu Workshops lernte ich, zusammen mit
anderen Künstlern, von Künstlern, zu denen wir aufsehen. Oder ich traf
mich mit anderen Künstlern in einer mehr messeähnlichen Umgebung.
Ich mag die ländliche Gegend hier und die Architektur der
Fachwerkhäuser. Es ist sehr ruhig hier und man hat (noch) einige
Waldstücke, in denen man wandern gehen und etwas abschalten kann.
Leider sieht es in Sachen Kunst, verglichen mit dem Teil Sachsen
westlich von Dresden, auch ziemlich ruhig aus. Schon dass sich so wenige
an Kunst offen in Sachsen beteiligt haben, finde ich schade. Jeder
scheint sein eigenes Süppchen zu brauen. Aber ich bin leider auch nicht
der Typ, der federführend hinausgeht und gemeinsame Dinge einleitet.

Frau Boehme, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

 

Das Märchen vom kleinen Jetzt

Das Märchen vom kleinen Jetzt

Mit dem nachfolgenden Textauszug möchte ich Sie neugierig auf „Das Märchen vom kleinen Jetzt“ machen.

Egal, wie die Zeit rennt, wir können sie nicht anhalten, verlangsamen oder beschleunigen.

Was wir können ist, manchmal ein bisschen genauer hinhören, wenn jemand leise an unserem Ohr „Jetzt!“ wispert.

 

 

 

Das Märchen vom kleinen Jetzt

 

Das kleine Jetzt hatte viel zu tun. Unermüdlich erinnerte es die Menschen daran, sich auf das zu besinnen, was gerade geschah – um sie herum und in ihnen drin, nicht gestern oder morgen, nicht vorhin oder bald, sondern genau jetzt.

Gerade weil es den Menschen so schwer fiel, das kleine Jetzt zu bemerken, nahm es seine Aufgabe ernst. Es stupste den einen an, rüttelte am anderen und versuchte, aufmerksam zu machen: auf die schönen Augenblicke, auf die großen Momente, genauso auf das Alltägliche und auch auf das Schwere. All das gehörte hinein in ein Menschenleben. So jedenfalls wurde es gelehrt, hoch oben im Palast der Ewigkeit. Von dort sauste das kleine Jetzt hinab, um die Menschen zu besuchen und dahin kehrte es zurück, wenn sie sich zur Ruhe legten. Dann wandelte es durch den Palast, der mit großen und kleinen Zeiträumen gefüllt war.

Am liebsten beobachtete das kleine Jetzt die Zeitgeister bei ihrer Arbeit. Pausenlos reihten sie Sekunden aneinander und fädelten sie auf eine Lebensschnur, genau wie Perlen auf eine Kette. Jeder Mensch bekam eine davon.

 

Eines Abends kehrte das kleine Jetzt von der Erde zurück in den Palast der Ewigkeit und konnte seinen Unmut nicht verbergen.

„Von früh bis spät habe ich versucht, die Menschen aufmerksam zu machen. Aufmerksam auf das, was gerade geschieht. Ich habe mich auf ihre Schultern gesetzt und ihnen ins Ohr geflüstert: ‚Jetzt-jetzt-jetzt!‘ Aber sie wollten mich nicht hören. Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll. Sie verpassen einen Teil ihres Lebens und merken es nicht einmal.“

Das kleine Jetzt seufzte und verkündete: „Ich habe keine Lust mehr, mich darum zu kümmern. Sollen sie sich doch verlieren in dem, was war oder in dem, was kommt. Wenn sie mich nicht beachten, gehe ich einfach nicht mehr hinunter auf die Erde.“

Die Zeitgeister waren entsetzt. „Was soll dann aus unserer Arbeit werden? Jede Sekunde ist eine kostbare Perle auf der Lebensschnur eines Menschen. Niemand kennt ihren Wert so gut wie du und keiner außer dir kann das den Menschen zeigen.“

Das kleine Jetzt hob resigniert die Schultern.

„Ich wollte es ja zeigen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich alles probiert habe. Aber nichts funktioniert mehr. Die meisten haben mich überhaupt nicht wahrgenommen.“

Die Zeitgeister hörten zu und machten betroffene Gesichter.

„Dann können wir ja statt der bunt schillernden Sekundenperlen auch farblose Murmeln auffädeln oder auf der Schnur große Lücken lassen“, brummte ein Zeitgeist.

„Oder einen Knoten nach dem anderen machen“, schlug der zweite verärgert vor.

„Wofür tun wir das hier eigentlich?“, beschwerte sich ein nächster.

Andere jedoch forderten: „Das kleine Jetzt ist wichtig. Es darf nicht aufgeben, sich bemerkbar zu machen! Dann hat unsere Arbeit wieder einen Sinn.“

 

Tagelang überlegte das kleine Jetzt, an wen es sich mit seinem Kummer wenden und wo es Hilfe finden könne. Die Zeitgeister hatten zwar verständnisvoll zugehört, doch sie waren zu beschäftigt, um sich mit diesen Sorgen zu befassen. Schließlich waren unzählige Sekunden zu hüten, zu sortieren und in der richtige Folge aufzureihen. Das kleine Jetzt wusste, dass jede Ablenkung Fehler nach sich ziehen konnte und das würde fatale Folgen für ein Menschenleben haben. Es grübelte weiter und kam sich schließlich ganz verlassen vor. Keine Idee, kein guter Rat war in Sicht. Niedergeschlagen schaute das kleine Jetzt zur Erde hinab. Die Menschen kamen scheinbar alleine zurecht.

Doch was war das? Ein dunkler Schleier zog über die Erde. Nur vereinzelt drangen helle Punkte durch das traurige Grau. Das kleine Jetzt wunderte sich und hielt einen Zeitgeist auf, der gerade mit einem Arm voll neuer Sekunden vorbeieilte.

„Warte!“, rief es. „Weißt du, was da unten los ist?“

Der Zeitgeist warf einen kurzen Blick hinunter und zuckte mit den Schultern.

„Scheinbar ist die graue Unzufriedenheit auf dem Vormarsch. Neulich waren nur ein paar Flecken zu sehen. Es ist unglaublich, wie schnell sie sich ausbreitet.“ Der Zeitgeist raffte die Sekunden zusammen, die ihm aus den Armen rutschten und rief im Weiterlaufen: „Dir wird nichts anderes übrig bleiben. Du musst wieder hinunter. Sonst nimmt es ein schlimmes Ende.“ Schon war er im nächsten Zeitraum verschwunden.

Das kleine Jetzt stöhnte. „Wenn sie einfach nicht auf mich hören …“ Es kam sich nutzlos vor, und das geschäftige Treiben ringsum machte es nicht besser.

„Da sind die Zeitgeister pausenlos am Werk und keiner will ihre Arbeit achten. Dabei ist jede Sekundenperle einzigartig. Es nutzt nichts, ich mach mich noch einmal auf den Weg.“

Das kleine Jetzt sammelte seine besten Vorsätze, nahm allen Mut zusammen und besuchte die Menschen erneut. Bald landete es an einer Stelle, an der besonders viele und große Häuser beieinander standen. Hier lebten unzählige Menschen auf engem Raum. Es musste doch gelingen, zu einigen durchzudringen. Wäre da nicht dieser Lärm gewesen. Das kleine Jetzt setzte sich einem nach dem anderen auf die Schulter und rief in unzählige Ohren: „Jetzt-jetzt-jetzt!“, immer in der Hoffnung, dass jemand aufmerksam werden und sich auf den Moment besinnen würde. Doch das Rufen ging in der Vielzahl der Geräusche unter. Ab und zu schien es, als ob ein Mensch kurz aufhorchen würde. Wenn ihm dann das kleine Jetzt einen Sonnenstrahl vor die Augen zog und den Wert eines Augenblicks zeigen wollte, hörte es nur: „Weißt du, was letzte Woche wieder los war?“ oder „Früher … ich kann das einfach nicht vergessen.“ oder „Warum musste mir das damals passieren?“

„Sind die alle von gestern?“, stöhnte es und spornte sich im Weiterlaufen an. „Ich lasse mich nicht abwimmeln.“ Aber die nächsten, die es traf, schienen auf etwas zu warten und sich nur mit künftigen Dingen zu beschäftigen. Sie trugen Kalender mit sich herum und das kleine Jetzt hörte schnell ihre Lieblingsworte heraus: „Wenn …“ und „,dann …“.

„Hallo!“, rief es einem zu, der ungeduldig auf die Uhr schaute. „Du verpasst gerade dein Leben!“ Doch außer einem verständnislosen Blick kam keine Reaktion. „Wann wird der Zeitpunkt da sein, den du herbeisehnst? Morgen, nächstes Jahr oder irgendwann?“

 

Aus: Eva Mutscher, Das Märchen vom kleinen Jetzt

© 2023 Verlag am Eschbach, Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG, Ostfildern

ISBN-10 ‏ : ‎ 3869179112   ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3869179117

 

 

 

Plakate zum Bautzener Frühling-Wer steckt dahinter?

Plakate zum Bautzener Frühling-Wer steckt dahinter?

Nun ist es schon wieder einige Tage her, das bunte Treiben zum Bautzener Frühling.
Fröhliche, ausgelassene Besucher die sich von den  vielfältigen Angeboten locken lassen.
Für Jedermann war wohl etwas dabei, was das Herz begehrt.
Eines sollte aber jedem Besucher aufgefallen sein.
Das Plakat zum Bautzener Frühling.

Wie schon viele Jahre lacht es uns im Frühling an und verbreitet gute Laune.
Wer aber steckt hinter dem Plakat? Wer ist das künstlerische Talent?
Oberlausitz-art hat nachgefragt und interessante Details erfahren.

 

Rebekka Rauschhardt,  geboren 1978 in Dresden, aufgewachsen in Zwickau und in Nadelwitz bei Bautzen, hat diese wunderschönen Bilder gemalt.

 

 

 

 

Wie kam es zu diesem Auftrag?

Im Winter vor 10 Jahren klingelte das Telefon von Frau Rauschhardt. Am andern Ende der Leitung: Andreas Hennig. Kulturbüro. Bautzen. Sie ging ran und im weiteren Verlauf begann die Geschichte von den zwei Mädchen, die den Bautzener Frühling auf Plakaten und Prospekten seither mit Tieren und Pflanzen in Pose begleiten.  Im Mai 2013 lobte die Stadt Bautzen einen Namenswettbewerb aus, woran sich alle Kunstschaffenden beteiligen konnten. Als Gewinn ein „scharfes“ Überraschungspaket der Firma „Bautz´ner“, welches inzwischen hoffentlich auch aufgebraucht wurde.
Die Bautzener Frühlingsmädchen wurden getauft auf Jara und Flora. Wobei die Künstlerin beim Malen des Motives jedes Mal hin und hergerissen ist, ob nun Jara oder doch die Flora die größere von beiden sein könnte. Frau Rauschhardt freut sich über Tipps und Hinweise.
Darüber hinaus wurde das Original – Kunstwerk auf dem Bautzener Frühling durch Andreas Hennig meistbietend für einen guten Zweck versteigert. Der Jugendclub und auch das Tierheim durften sich den Erlös teilen.

Rebekka Rauschhardt studierte von 2005 – 2010 Malerei und textile Künste auf Burg Giebichenstein, Halle.
Seitdem ist sie freischaffend in Halle (Saale) & Angersdorf tätig.

Projekte und baubezogene Kunst

Seit 2006 wird sie regelmäßig in baubezogener Kunst künstlerisch tätig. Dabei handelt es sich um künstlerische Wandgestaltungen mit verschiedenen Materialen; z.B. Farbe, Fliesen, textile Arbeiten aber auch um Bildhauerische Werke aus Stein.

Rebekka Rauschhardt engagiert sich seit 2011 in Künstlerkollektiven und war in folgenden erfolgreichen selbstorganisierten Plattformen Gründungsmitglied und Hausmeisterin in einem: TEXTILE BANDE, RAUSCHICKERMANN und SICHTBAR – zeitgenössische Kunst.

Ausstellungen und Stipendien

Sofern sich Frau Rauschhardt richtig erinnert, stellte sie in den letzten 20 Jahren regional und überregional ihre Malerei und Textilen Werke fortlaufend aus. Besonders schöne Erinnerungen hat sie an Ausstellungen in der Mühle in Meschwitz, mit Achsenbruch in Worms, an Berlin komplett ausverkauft, selbstverständlich Halle, aber auch aktuell in Born a. Darß, ganz aufregend in Palma de Mallorca, kürzlich in Biberach an der Riss, hochschwanger in Leipzig und unvergesslich in Magdeburg. Woanders auch, ganzjährig z.B. in Erfurt auf der Krämerbrücke.
Sie erhielt Stipendien der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt für zwei interdisziplinäre Kunstprojekte, die sich ausgiebig mit ihren Mitmenschen beschäftigten: DIE WÄSCHE MEINER NACHBARN (2012) umfasst eine ordentliche küchenpsychologische Auswertung von Wäschehängungen im öffentlichen Raum (textil umgesetzt und leider durch die Künstlerin selbst psychologisch in Textform umrissen) – eine Hommage an alle, die sich noch trauen.
Und 1,2,3,4, ECKSTEIN – ALLES MUSS VERSTECKT SEIN – Steinskulpturen für das Heimatmuseum Diesdorf in der Altmark (Endmoräne).

Oberlausitz-art wünscht Frau Rebekka Rauschhardt weiterhin viel Erfolg in ihrer künstlerischen Tätigkeit, weiterhin super Ideen für die nächsten Plakate zum Bautzener-Frühling und uns viel Freude und Vergnügen beim Betrachten von Jara und Flora. Und vielleicht bekommt ja jemand heraus, welches Mädchen größer ist.

Auf ein letztes Wort Frau Rauschhardt:
„Ein herzliches Dankeschön an alle, die dabei waren! Es war mir immer eine große Freude, die Frühlingsmädchen zu entwickeln, jeder Pinselstrich war mir eine Wonne.“

 

Rebekka Rauschhardt
Freischaffende Künstlerin

 

 

https://rebekkarauschhardtkunst.blogspot.com/

http://heimatstipendium.kunststiftung-sachsen-anhalt.de/

Wolkenträume

Wolkenträume

Es scheint, als eilt das Jahr regelrecht auf seine Mitte zu.

Gönnen wir uns ruhig zwischendurch kleine Pausen.

Manchmal reicht schon ein Durchatmen und ein Blick zum Himmel.

Idealerweise ausgestreckt im Liegestuhl oder noch besser – auf einer Wiese, wie im folgenden Gedicht.

 

 

Wolkenträume

 

Wer hat wohl, nur so zur Freude,
jemals drüber nachgedacht,
wer am blauen Dach der Erde
all die vielen Wolken macht?

Ich will es dir gern verraten,
denn ich habe es entdeckt,
wer in luftig ferner Höhe
hinter diesem Zauber steckt.

Drei Gesellen konnt ich sehen
fröhlich sich die Zeit vertreiben,
unbeschwert und ausgelassen
Wünsche in den Himmel schreiben.

Einer kam auf leisen Sohlen,
huschte wie ein Hauch heran,
hängte sorgsam ans Gewölbe
lauter zarte Schleier dran.

In den Topf voll weißer Sahne
tauchte bald der Zweite ein,
mit den Fingern zog er Bahnen
durch das Blau im Sonnenschein.

Berge voller Zuckerwatte
schleppte nun der Dritte her,
formte sie zu dicken Haufen
und es wurden mehr und mehr.

Dann war’n die Gesellen müde,
wünschten sich den Wind herbei,
fröhlich tanzend kam er näher,
pustete den Himmel frei.

Staunend fragst du mich, du Zweifler,
ob es wirklich möglich sei?
Ja! Ausgestreckt auf einer Wiese,
bei einer kleinen Träumerei.

©Eva Mutscher    August 2018
www.eva-mutscher-geschichten.net

 

Lass Dich bemalen-Bodypainting und Fotoshooting

Lass Dich bemalen-Bodypainting und Fotoshooting

Wer von uns wollte nicht schon einmal jemand anderes sein. Sich verstecken.

Hinter einer bunten, schillernden Fassade einfach abtauchen.

Für ein paar Stunden in eine Fantasiewelt fliehen.

Marika Strobl erfüllt Ihnen Ihre Träume. Sie arbeitet als freiberufliche Designerin in Weißwasser.
Als Künstlerin arbeitet sie an vielen kreativen Projekten.
Eine besondere Beziehung hat sie zum Bodypainting.

Frau Strobel, Ihre künstlerische Arbeit beschränkt sich ja nicht „nur“ auf Körperbemalung. Welche Kunstrichtungen bedienen Sie außerdem noch?
Malerei, hauptsächlich Aquarell und Acryl. Die Motive sind meist floral und fließend.
Meine Motivation ist immer zu schauen, was mein Unterbewusstsein malt.

Wie sind Sie zum Körperbemalen gekommen? Was fasziniert Sie daran?
Inspiriert von einer Bodypainterin und den Wettkämpfen und Shows des World Bodypainting Festivals 2012 und 2013 in Österreich,
habe ich meine Leidenschaft für diese Kunstform entdeckt. Die Atmosphäre dieses Festivals, bei dem Künstler der Welt in unterschiedlichen Kategorien starten, mit einem Feuerwerk an Farben, Ideen und Kostümen, hat mich total begeistert.
Ziel war es dann einmal an dieser Weltmeisterschaft teilzunehmen und dafür brauchte ich Arbeiten für die Zulassung.
Deshalb habe ich 2013 mit Bodypainting angefangen und mich zuerst selbst bemalt.
Und dann war dieses schöne Gesicht von Isabell, ihre unglaubliche Geduld und Ihre Zeit, die sie mir schenkte.
Da war pure Freude über das Ergebnis, die Überraschung wie man ein Gesicht verwandeln kann und der Spaß!
Ein lebendes Kunstwerk zu gestalten, hat etwas Spannendes und Faszinierendes. Ästhetik ist mir dabei sehr wichtig, mit klaren Formen und Materialien.
Jeder Körper ist anders und bewegt sich während des Malens.
Man stellt eine intensive Beziehung zum Model her, ist nah an der Haut, es herrscht eine sehr intime und vertrauensvolle Atmosphäre.
Vieles entsteht spontan. Ich weiß nie, wie das Ergebnis sein wird. Wenn es themenbezogene Aufträge oder Wettkämpfe sind, dann bereite ich mich natürlich vor.
Ich arbeite immer unter einem gewissen Druck, denn das Model steht nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung.
Die Freude und der Spaß an der Malerei, Ideen zu finden, das Inszenieren und die Begeisterung überwiegen immer,
alles soll schön werden oder skurril…je nach Stimmung oder Vorgabe.
Mittlerweile habe ich ein Studio, in dem ich male und fotografiere und einen Dekorationsraum, wo ich mit einfachen Dingen Accessoires baue, die nach dem Bodypainting hauptsächlich am Kopf angebracht werden.

Welche Techniken setzen Sie ein?
Angefangen habe ich mit „Pinsel und Schwamm“, was eine Wettkampfkategorie ist, in der man starten kann und mir das Malen liegt.
Später kam dann Airbrush dazu, da bei kleineren Festivals und Wettkämpfen offene Kategorien zulassen werden, heißt:
Pinsel, Schwamm, Airbrush und Accessoires. Man kann mit Airbrush schneller und gleichmäßiger große Körperflächen grundieren.

Wie lange hält so ein Kunstwerk?
Es ist Kunst für nur einen Tag! Nach der Dusche ist alles weg.
Kunst abzuwaschen, schafft aber auch Platz für neue Ideen.
Es bleiben die Fotos, die Leidenschaft und die Poster für die Ausstellungen.

Aus welchen Anlässen verzaubern Sie Ihre Kundschaft?
Wann und wo kommt Bodypainting zur Wirkung?
Mit Bodypainting gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um auf Festivals, in Clubs oder einer Vernissage zu begeistern. Wenn Kunden Ideen für Ihre Veranstaltung oder nach einem Höhepunkt für Ihre Festlichkeiten suchen, dann kann ich mit Bodypainting diese absolut bereichern und auch anspruchsvoll in die Vermarktung mit einfließen lassen.
Auf Messen ist Bodypainting natürlich eine tolle Möglichkeit, um auf einen Kundenstand aufmerksam zu machen. Live vor Publikum gemalt, ist die Körpermalerei immer ein Erlebnis für Gäste und Besucher.
Körperteile werden auch individuell mit Dekorteilen bedeckt oder abgeklebt.
Mit meinen Ideen und den Farben auf der Haut möchte ich das Publikum begeistern.
Deshalb biete ich professionelle Körpermalerei für Shows, Messen, Geschäftseröffnungen, Produktinszenierungen von Unternehmen und auch privat an.
Eine Besonderheit privat ist der persönliche Bodypainting-Kalender.
Man erlebt hautnah durch Bodypainting, Inszenierung und Fotografie, wie der persönliche Kalender entsteht.
An nur einem Tag wird man in meinem Studio zu einem Kunstwerk und für 12 Monate verwandelt.
Ein Erlebnistag für alle, die gern diese Kunstform ausprobieren wollen, die Spaß an Verwandlung haben und sich oder andere mit wunderbaren Fotos überraschen möchten.

Ich biete Bodypainting-Kalender zu jedem Anlass an.
Und eine besondere Erinnerung an eine ganz besondere Zeit ist auch die Babybauchbemalung.
Eine schöne Malerei und eine entspannte Atmosphäre sind mir sehr wichtig.
Dabei nehme ich Ideen und Wünsche auch gern mit auf.

Was war, aus Ihrer Sicht, bis jetzt Ihre schönste Arbeit?
Das kann ich nicht so speziell sagen, wenn ich aber an die Anfangszeit zurückdenke, dann sind es diese besonderen Facepaintings mit Isabell, auch die ersten Selbstbemalungen, die mich ermutigt haben, mit BP anzufangen, die Körperbemalungen unter Schwarzlicht, die vielen privaten Bemalungen, aber auch die anspruchsvollen Babybauchbemalungen, die so besonders sind.

Haben Sie an Wettbewerben teilgenommen und bereits Auszeichnungen erhalten?
2014 und 2017 Teilnahme an der Bodypainting Weltmeisterschaft in Österreich
2017 – Teamstart mit MMBodyArt, beim Internationalen Bodypainting Wettbewerb im Rahmen des Beauty Forums auf der Messe in Leipzig
2019 – Teilnahme Bodypainting Festival in Heringsdorf
2015 – 1. Platz – beim internationalen Pleinair in Żary mit Malerei und Bodypainting

Wie kommen Sie zu Ihren Modeln? Gibt’s da einen festen Stamm?
Für die Wettbewerbe und Auftritte kommen die Models oft aus dem Verwandten und Bekanntenkreis, manchmal aus einer Modelkartei, aber auch Künstler lassen sich gern während eines Pleinairs bemalen, deren Fotos danach die Vernissage bereichern oder live als Model am Tag der Vernissage ein Highlight zur Eröffnung sind.

Sie fotografieren ja auch nach getaner Arbeit Ihre fantasievollen Werke.
Haben Sie eine aktuelle Ausstellung?
Das Fotografieren und in Szene setzen der Models macht unglaublich Spaß.
Wir können nach der Malerei gemeinsam vor der Kamera Accessoires und Kostümteile probieren, Posen finden und die schönsten Fotos aussuchen.
Alles aus einer Hand – Bodypainting, Fotoshooting, Fotoretusche – und individuelle Wünsche sind schnell umgesetzt.
Meine letzte Ausstellung war 2022 in der Kleinen Galerie in Weißwasser mit Arbeiten, die in der Zeit zwischen 2017 und 2022 entstanden sind.

Was sind in puncto Bodypainting Ihre nächsten Ideen?
Kann man Sie demnächst live erleben?
Das ergibt sich oft spontan. Momentan sind noch keine öffentlichen Auftritte geplant.
Nach einem ersten Shooting möchte ich gern die Cheerleader des Eissportes Weißwasser zu einem Wettkampf begleiten und das Make-up bzw. ein kleines Facepainting vor dem Auftritt für alle Mädchen anfertigen.
Eine Kostümshow mit Bodypainting und Tanz inszenieren, die ich für Events anbieten kann, ist auch noch eine Idee. Die Kostüme sind schon gebaut und mit einem Model geprobt.
Außerdem hoffe ich auch immer auf private Body- und Facepaintings. Sich trauen und für tolle Fotos in ein Kunstwerk verwandeln zu lassen, ist doch sehr individuell.
Ob junge Leute oder über 50-Jährige – jeder Körper, jede Verwandlung hat für mich seinen Reiz.
Frau Strobl, vielen herzlichen Dank für das „bunte“ Interview. Oberlausitz-art wünscht Ihnen weiterhin viel Erfolg und noch viele fantasievolle Bodypaintings.

Naturfotografie –  echt – lebendig – eindrucksvoll

Naturfotografie – echt – lebendig – eindrucksvoll

Eingefangene Natur und doch lebendig, identisch und spektakulär. Kurz und knapp, so zeigen sich uns die Fotografien von Sonja Haase.
Auf meine erste Kontaktanfrage erhielt ich die Antwort,  „Melde mich heute Abend, nutze gerade das schöne Wetter“.
Möchte man die Fotografin treffen, ist man gut beraten sie gleich in Wald und Flur zu suchen. Dort ist sie zu Hause. Dort findet sie ihre sensationellen Motive.
Seltene Tiere in grandiosen Posen, Blumen und Gräser und so manche andere natürliche Sehenswürdigkeit.
Was treibt die Fotografin an? Was ist ihre Leidenschaft?

 

Frau Haase, wie sind Sie zur Fotografie gekommen? Wie lange machen Sie das schon? Ist es ein Hobby

Seit meiner Kindheit habe ich mich viel in der Natur aufgehalten. Durch meinen Vater kam ich zur Fotografie. Er hat mir auch mal seine Kamera in die Hand gegeben.1989 erwarb  ich mir meine erste analoge Spiegelreflexkamera. Später folgte dann  die Digitale Fotografie, was so manches erleichterte. Ich bin eine selbstständige Fotografin und biete meine Bilder und auch Kalender zum Verkauf an. Doch halte ich mich auch so sehr gerne in der Natur auf. Mein Hobby ist also mein Beruf. Ich mag die besonderen Erlebnisse in der Natur.

Haben Sie eine fotografische Ausbildung?

Nein, ich habe keine fotografische Ausbildung. Ich habe mir alles autodidaktisch beigebracht. Zum Glück kann man sich ja auch überall belesen. Sei es im Internet oder in Anleitungsbüchern für die aktuelle Kameraausrüstung. Und man muss einfach viel ausprobieren bis man die besten Ergebnisse für sich erzielt. Ich habe nicht die neuesten Kameramodelle und habe auch keine Vollformatkameras.  Denn es kommt ja nicht nur auf die Ausrüstung an, sondern auch auf den Fotografen dahinter.

Wie finden Sie Ihre Motive? Gehen Sie gezielt auf Fotopirsch oder überlassen Sie es eher dem Zufall?

Meist gehe ich gezielt auf die Pirsch. Zu jeder Jahreszeit gibt es besondere Motive, die ich gerne fotografieren möchte. Flora und Fauna faszinieren mich gleichermaßen.  Im Winter sind es Wintergäste, wie z.B. die Fichtenkreuzschnäbel. Oder Eiskreationen und andere Langzeitbelichtungen an Gewässern. Im Frühjahr und Sommer freue ich mich sehr auf die vielen Zugvögel, die zurückkommen. Dann suche ich dort nach meinen bevorzugten Motiven. Ich fotografiere aber auch gerne Tiere mit Fell 🙂  Fuchs, Wolf, Nutrias, usw. Und die Insekten in der Makrofotografie spielen dann eine große Rolle! Hornissen sind da z.B. ein besonderes Motiv für mich. Auch Reptilien und Amphibien sind reizvolle Motive für mich.

Finden Sie Ihre “ Models“ eher früh am Morgen oder spielt die Tageszeit keine Rolle?

Ich bin der frühe Vogel und fotografiere sehr gerne am frühen Morgen. Ansonsten sage ich aber auch: Mein Motiv gibt mir die Zeit vor, zu welcher Zeit ich es fotografiere. Manche Motive sieht man am frühen Morgen noch nicht. Dann fotografiere ich auch Mittag. Auch am Abend gehe ich gerne fotografieren, wenn es meine Zeit erlaubt.

Frau Haase, Sie fotografieren viel Tiere. Ist das ausschließlich Ihr Spezialgebiet oder widmen Sie sich auch anderen Themen?

Am liebsten fotografiere ich Motive in der Natur. Tiere und Pflanzen. Auch Landschaften. Ich habe aber auch schon auf Hochzeiten und zu anderen Anlässen fotografiert. Ebenso für ein Möbelhaus aus der Oberlausitz. Früher schon für eine Zahnarztpraxis, einen Friseur. Etliche meiner Bilder sind schon in Printwerken wie Biologiebüchern, Fachzeitschriften, Bestimmungsbüchern erschienen. Auch erschienen schon große Artikel in Tageszeitungen. Doch reich wird man davon natürlich nicht. Manchmal bekommt man auch nur Belegexemplare.

Welches war für Sie Ihre schönste Aufnahme und wurde diese bei einem Wettbewerb prämiert?

Ich kann gar nicht sagen, welches meine schönste Aufnahme ist! Das variiert bei mir ständig. Mein Wolf im Winter bei strengem Frost und im Sonnenaufgang, das ist ein Bild, das mich immer noch mit sehr viel Stolz erfüllt. Er gewann noch keinen Preis. Doch meine Bilder sind für mich persönlich alles Sieger! Weil sie mit Ausdauer und Leidenschaft für die Natur  fotografiert wurden. Oftmals sind es besondere Situationen die ich festhalten konnte.

An welchen Wettbewerben und Ausstellungen haben sie bereits teilgenommen? Was war Ihr größter Erfolg?

An sehr vielen Foto-Wettbewerben habe ich schon teilgenommen und zu meiner Freude habe ich auch schon etliche Preise gewonnen. Auch 1. Preise. Ich kann spontan gar nicht mehr alle benennen. Ausstellungen hatte ich schon in der Sparkasse in Lüneburg, zu Corona Zeiten eine große Ausstellung im Klinikum Großschweidnitz im Jahr 2020. Meine letzte große Ausstellung hatte ich 2022 in der neu gestalteten Wassermühle in Förstgen, die sehr gut ankam. Dazu gab es noch einen Vortrag.  Zurzeit hängen dort noch einige großformatige Naturfotos. Gerne würde ich wieder eine Ausstellung planen. Sehr schön war natürlich meine Aufnahme der „Frostbeule“, die frierende Nutria. Die Nutria schaffte es im Vorentscheid beim Fotowettbewerb Blende 2021 auf den 3. Platz in der Zeitschrift Naturfoto und beim Bundesendausscheid auf Platz 19!  Darauf bin ich sehr stolz! Im Jahr 2022 gewann ich beim Bernstädter Fotowettbewerb mit meinen Fotos vom Fliegenden Fisch (Eisvogelbild), sowie einem Rehbock im Rapsfeld überraschend den 1. und 3. Platz. Den 1. Platz erreichte ich auch beim Fotowettbewerb Biologische Vielfalt im Landkreis Görlitz  im Jahr 2022. Vor einigen Jahren gewann ich auch einen Fotowettbewerb bei den Naturparks in Deutschland. Der Gewinn war eine tolle Woche mit meiner Familie in einem Ferienhaus in Dänemark. An vielen Wettbewerben nahm ich schon teil und bekam Auszeichnungen oder Preise und wurden z.B. auch in Büchern veröffentlicht. Auf meiner Website https://wiesensafari.de/publikationen/ kann man einige meiner Erfolge nachlesen.

Übernehmen Sie auch Auftragsarbeiten? Kann man Sie für Events buchen?

Es kommt auf die Art der Auftragsarbeiten und Events an. Einfach eine Anfrage an mich stellen. Am liebsten fotografiere ich allerdings immer noch in der Natur.

An welchem Thema arbeiten Sie gerade? Was ist Ihr nächstes Projekt?

Zurzeit bin ich auf der Suche nach dem Wiedehopf, dem Pirol, dem Wendehals, Rohrdommeln, Laubfröschen, Mantiden, Geschnäbelte Kreiselwespen, Schillerfalter usw. Das sind alles Motive, die ich schon vor der Linse hatte, doch immer wieder gerne beobachte und fotografiere. Die Saison der Zugvögel ist kurz. Also heißt es bei der Vogelfotografie: Suchen, beobachten und auf schöne Aufnahmen hoffen. Da hilft immer eine gute Vorbereitung: Wo brüten sie, wann brüten sie und wie lange brüten sie. Geduld und Ausdauer, oft eine gute Tarnung helfen dann beim Fotografieren. Ich lebe jetzt 10 Jahre in der schönen Oberlausitz und habe noch längst nicht alles entdeckt und fotografiert. Immer wieder entdecke ich für mich neue Naturschätze!

Wo kann man aktuell Fotografien von Ihnen ansehen? Wo und wann ist Ihre nächste Ausstellung?

Auf meiner Website  www.wiesensafari.de  kann man meine Streifzüge durch die Natur verfolgen. Auch bin ich auf Facebook und bei der Fotocommunity .de  unter meinem Namen zu finden. Zurzeit hängen einige großformatige Bilder von Tieren wie z.B. einer Fledermaus, Fischotter, Wolf  in der Wassermühle in Förstgen. Wann meine nächste große Ausstellung ist, kann ich noch nicht sagen. Ich bin bereit für Anfragen.

 

Vielen Dank für das Interview.

Oberlausitz-art wünscht Ihnen noch viele grandiose Fotografien.

 

 

Michel und das Geheimnis des Glücks

Michel und das Geheimnis des Glücks

Ein Märchen zum Nachdenken, Schmunzeln und Träumen

Zum Inhalt:

Der Küchenjunge Michel versteht die Welt nicht mehr – im ganzen Königreich breiten sich Unruhe, Misserfolge und Krankheiten aus.

Die Boten des Königs berichten von seltsamen Zuständen im Land: während manche Menschen bis zum Umfallen arbeiten, ist woanders das Vergnügen der einzige Lebensinhalt.

Der ratlose König setzt eine Schar von Ministern ein, die selbstsüchtig und mit planlosem Eifer alles noch schlimmer machen.

Michel träumt davon, dass auch ein Küchenjunge Außergewöhnliches vollbringen kann. Die alte Magd Grete macht ihm Mut, auf sein Herz zu hören.

Sie erinnert sich an frühere Zeiten und an ein geheimnisvolles Maß, bei dessen Benutzung sich Schwierigkeiten wie von Zauberhand auflösen.

Michel macht sich auf die Suche und findet auf seine Weise den Weg, der ein ganzes Königreich retten kann.

 

 

Michel und das Geheimnis des Glücks

Ein Märchen zum Nachdenken, Schmunzeln und Träumen

 

Textauszug:

Der König schritt grübelnd auf und ab und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. „Was habe ich übersehen?“, sinnierte er, „Ich habe meinem Reich zu Blüte und Glanz verholfen, habe Krisen überwunden, Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt, und nun?“

„Verzeihen Sie die Störung, Majestät, im Hof ist ein Reiter angekommen.“ Der Diener wies aus dem Fenster. „Es scheint, als wäre es einer der Boten, die Eure Majestät ausgesandt haben.“

„Hoffen wir auf gute Nachricht“, sagte der König. Doch auf seiner Stirn bildete sich eine Falte. „Bringt ihn zu mir, ich will ihn gleich empfangen.“

 

Das Spottgelächter, das die Ankunft des Reiters begleitete, drang bis über die kleine Mauer, die den Gemüsegarten vom Hof trennte. Schnell brachte Michel den vollen Korb zum Eingang der Küche. Die Magd rief ihm nach:

„Lauf nur und schau, was es gibt. Wir haben ja sonst nicht viel zu lachen.“

Michel hörte den Reiter krakeelen, lange bevor er ihn sah. Als er seinen Hals reckte, entdeckte er ihn in einer Traube von Knechten und Mägden auf seinem Pferd, mehr hängend als sitzend. Aus den Satteltaschen schauten entkorkte Flaschen. Der Reiter zog mal rechts, mal links am Zügel, so dass das Pferd im Zickzack lief und die neugierige Menge immer wieder erschrocken zurückwich. Vor dem Eingang zum Schloss stoppte er, rutschte vom Pferd und lallte:

„Platz da, ihr Langweiler, ich muss zum König! Wir wollen einen Becher Wein auf meine Ankunft trinken!“ Er machte Schritte wie ein neugeborenes Kalb, dann gaben seine Beine nach, er knickte zusammen und schlief auf den Stufen der Eingangstreppe ein.

„Ich werd’ dir gleich!“, rief der Stallmeister und trug dem Stalljungen auf, sich um das Pferd zu kümmern. Er selbst holte einen Eimer Wasser aus dem Brunnen und bedachte das schnarchende Bündel mit einem kalten Guss. Der Bote schüttelte den Kopf, dass die Haare flogen und kam langsam zu sich.

„Schämst du dich nicht? Halte dich gerade, wenn du vor den König trittst.“ Der Stallmeister übergab den taumelnden, tropfnassen Burschen dem nächsten Diener.

Michel sauste in die Küche, wo die Magd das Gemüse putzte und der Koch über dem Speiseplan des nächsten Tages brütete. „Erzähl!“, kam wie aus einem Mund.

Gestenreich schilderte der Küchenjunge die Ankunft des weinseligen Boten.

„Hat wohl zu viel gefeiert“, mutmaßte der Koch. Die alte Magd schüttelte den Kopf.

 

Als der König den halbwegs zu sich gekommenen Boten empfangen und angehört hatte, wurde seine Miene düster. Fassungslos stützte er seinen Kopf in die Hände. Es war kaum zu begreifen, was er erfahren hatte. Im Osten war das Feiern in Mode gekommen. Die Menschen feierten nicht nur die jährliche Wiederkehr ihres Geburtstages, sondern jedes Vierteljahr, das sie gelebt hatten. Sie dehnten ihre Feiern auf drei Tage aus, Vor- und Nachfeiern waren an der Tagesordnung. Und sie erfanden neue Festtage zu jedem Anlass. So wurden nicht nur der Einzug in ein neues Haus oder der Bau eines Stalls gefeiert, nein, auch der Kauf eines neues Stuhls oder eines Besens ging als besonderer Tag in den Kalender ein und wurde jährlich mit einer kleinen Feierlichkeit bedacht. Der Abschied und die Wiederkehr von Reisenden, der Beginn und das Ende jeder Woche, ja sogar die Versöhnung nach einem kleinen Wortwechsel wurde Anlass einer Feier. Vergnügungen mit Spiel, Musik und Trinkgelagen überschwemmten den östlichen Teil des Königreichs.

„Wo soll das nur hinführen?“, murmelte der König und wiegte sorgenvoll sein Haupt.

 

Dank der geschwätzigen Kammerzofe machten die Neuigkeiten

im ganzen Schloss die Runde. Auf diese Weise erfuhr man auch in der Küche von den überschwänglichen Festen.

„Warum ist der König so beunruhigt?“, fragte Michel. „Feiern ist doch schön!“

Löffel schwingend gab der Koch zu bedenken:

„Denk mal nach! Früher war ein Fest etwas Besonderes. Jeder hat sich lange vorher darauf gefreut. Das gibt Kraft. Jetzt brauchen die Menschen im Osten immer längere Feste und größere Feiern, um auch nur ein klein wenig Spaß zu haben.“ Er stemmte die Hände in die Hüften und rückte seine Kochmütze hin und her. „Der Bote erzählte, dass sie vom Feiern mehr kaputt sind, als von der Arbeit. Sie schaffen ihre täglichen Aufgaben nicht mehr. Es geht alles drunter und drüber.“

Michel hörte mit weit aufgerissenen Augen zu. Die Magd wackelte mit dem Kopf. „Ich sag’s ja, zu viel ist ungesund. Das nimmt kein gutes Ende.“

…….

Am nächsten Morgen wurde der König von aufgeregten Rufen geweckt, die aus dem Schlosshof kamen. Er warf sich nur seinen Umhang über und eilte aus dem Schlafgemach um nachzusehen. Der Stalljunge rieb gerade ein Pferd mit Stroh trocken, das aus allen Poren dampfte. Der Stallmeister rannte dem König entgegen.

„Er kam wie der Blitz an gejagt, er muss die ganze Nacht geritten sein“, verkündete er. „Pferd und Reiter sind so erschöpft, dass sie sich kaum auf den Beinen halten können.“

Der dritte Bote war also angekommen. Der König entdeckte ihn am Brunnen, sah, wie er sich Gesicht und Hände wusch, den Staub von der Kleidung klopfte und ein Bündel Schriftrollen aufnahm. Dann blickte sich der Bote um, erkannte den König und hastete zu ihm, um Meldung zu erstatten.

„Majestät, ich habe euren Auftrag, im Westen nach dem Rechten zu sehen, ordnungsgemäß ausgeführt.“ Der Bote taumelte, rieb sich die Augen, riss sich zusammen und berichtete: „Ich habe alle Bewohner befragt, ihre Gewohnheiten studiert und ihren Tagesablauf viertelstündlich zu Protokoll gebracht.“ Er zwinkerte immer heftiger. „Wenn Ihr mir gestattet, diese Schriftrollen in den nächsten Stunden auszuwerten, kann ich Euch bis heute Abend eine übersichtliche Zusammenfassung vorlegen.“

Der gewissenhafte Bote hatte das letzte Wort kaum zu Ende gesprochen, da sackte er zusammen, ging in die Knie und kippte um.

„Ist er tot?“, fragte Michel, der unterwegs war, um die königliche Frühstücksmilch aus dem Stall zu holen.

„Noch nicht, aber wenn er so weiter macht, ist er es bald“, murmelte der König.

„Er ist vor Erschöpfung eingeschlafen“, flüsterte die alte Magd, die in der Nähe stand und alles beobachtet hatte. „Ich sag’s ja, zu viel ist ungesund, und wenn es die Arbeit ist.“

„Was soll ich nur tun?“, rief der König unglücklich. „Wer kann mir raten? Noch nie habe ich beim Regieren meines Landes Hilfe gebraucht, aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter.“

Er wandte sich an seine Dienerschaft, die sich neugierig um ihn versammelt hatte. „Ihr habt es gehört: im Osten wird nur noch gefeiert, im Norden wird gegessen, bis sich keiner mehr rühren kann und im Westen scheinen die Leute bis zum Umfallen zu arbeiten.“

Er ließ den Kopf hängen und ließ sich am Brunnenrand nieder.

„Koch, Stallmeister, Gärtner! Ihr seid zufriedene Leute und führt

ein gutes Leben. Was meint ihr? Was soll ich tun, damit wieder Ruhe im Land einkehrt?“

„Ich kann gut kochen, mein König, doch regieren kann ich nicht“, antwortete der Koch und drehte nervös an seinem Kochlöffel im Gürtel.

„Auch ich verstehe mein Handwerk“, sagte der Stallmeister. „Ihr habt prächtige Pferde. Ich kann sie pflegen und versorgen, doch wie man das bei Menschen macht, weiß ich nicht.“

Der Gärtner, der sich hinter eine Hecke verziehen wollte, blieb stehen, als der Blick des Königs ihn traf.

„Ich weiß wohl Kräuter und Unkräuter bei den Pflanzen zu unterscheiden, aber nicht bei den Menschen. Deshalb bin ich Gärtner geworden und nicht König.“

Michel verfolgte fassungslos das Geschehen. Er konnte es kaum ertragen, seinen König so ratlos zu sehen. Wie gern hätte er ihm geholfen, aber wie? Und außerdem, wer fragte schon einen Küchenjungen?

Er spürte den Blick der alten Magd und hatte das Gefühl, als könne sie in seinen Augen alle seine Zweifel lesen.

„Sie kommt schon, deine Zeit.“

„Das kann ich kaum glauben, ich bin nur ein Küchenjunge. Wie soll aus mir etwas werden?“

„Nie wieder solche Worte!“, schimpfte die Alte und sah ihn eindringlich an: „Kleine Schritte! Merk dir, immer kleine Schritte.“

„Du redest wunderlich“, entgegnete Michel und legte die Hand auf ihren Arm. „Aber ich weiß, dass du es gut mit mir meinst. Lass mich den Korb tragen, denk an deinen Rücken.“

Die beiden gingen in Richtung Küche, da rief ihnen der König hinterher: „Grete, du lebst schon doppelt so lange im Schloss wie ich. Gab es, als du jung warst, nicht auch schwierige Zeiten? Kannst du dich erinnern, wie der alte König damit fertig geworden ist?“

Die Magd blieb stehen, drehte sich um und kratzte sich an der Stirn, als müsse sie alte Bilder hervorkramen.

……

©  Eva Mutscher

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