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„Schirgiswalde und seine historischen Persönlichkeiten “ – Musikus Münzberg –

von | 24. November 2024

Der Musikant

„Auf der Südseite des Marktes steht ein Wegweiser, der den Weg nach Weifa zeigt.
Ihn ziert ein schwarz gekleidetes Männlein, das auf einer Klarinette bläst.
Diese Figur soll an die Pestprozession erinnern.
Alljährlich am zweiten Osterfeiertag, nach Schluß des Nachmittagsgottesdienstes, zieht von der Pfarrkirche aus eine Prozession nach Neuschirgiswalde. Der Zug geht aber nicht über den Markt, sondern durch die  Kirchgasse. Mithin wäre der richtige Standort für den Wegweiser Ecke Kirchberg und Kirchgasse gewesen.

 

Nach dem Dreißigjährigen Krieg hauste in vielen Gegenden Deutschlands die Pest. Auch Schirgiswalde blieb nicht verschont. Auf dem Gottesacker, der damals sehr klein war, wollte man die Leichen der Pest Kranken nicht begraben, aus Furcht vor Ansteckung. Man fuhr sie hinaus bis in die Gegend, wo heute Liepkens Gasthaus steht. Ein Stück davon entfernt ist ein Kreuz errichtet. Hier befand sich die Pestgrube.
In diese wurden die Toten hineingelegt.
Als die Pest erloschen war, hielt man zum Dank dafür eine Prozession ab. Die Einwohner zogen von der Kirche aus bis an das in Neuschirgiswalde errichtete Kreuz und verrichteten hier Gebete.
Da die Bevölkerung völlig verarmt war, musste wohl ein einziger Musikant als Begleiter genügen.
Dieser blies die jeweilige Zeile des zu singenden Liedes vor.
So war es einst, so ist es noch heute, so möge es auch weiterhin bleiben.“

(Oberlausitzer Heimatzeitung, März 1933)

Um 1900 übernahm Musikus Johann August Münzberg die Begleitung der Prozession.
Er wurde am 25. Mai 1859 in Neuschirgiswalde geboren.
Am 1. Oktober 1889 heiratete er in Schirgiswalde.
Johann August hatte 2 Söhne und 2 Töchter und wohnte Sohlander Straße 53.
Er verstarb auf tragische Weise. Beim Eindringen der Russen, am 8. Mai 1945, erlag der Musikus nach einem Lungenschuss seiner Verletzung.

 

 

 

 

 

 

Das Musikmachen ist sehr schön,

Doch muß man es auch recht verstehn.

Wenns einer aber trotzdem tut,

Ists für die Nachbarschaft nicht gut.

Macht jemand auf der Geige Kratzer

So nennt man ihm mit Recht n’en Batzer,

Tut einer falsch Trompete blasen,

Bringt er die Leute fast zum Rasen.

Spielt wer die Flöte, daß sie quiekt,

So sagt man gleich, der ist verrückt.

Und stümpert eins auf dem Klavier,

So heißt sofort: dem fehlt es hier.

Nein solche „Musik“ muß man meiden,

Die kann kein Mensch im Orte leiden.

Doch bringt die Musik reine Töne,

Dann sagt ein jeder: So ist schöne.

 

Nur wers so kann, ist Musikant

Und ist beliebt in Stadt und Land

Nur solche Musik macht uns Spaß,

Nicht alle Leute wissen das.

Z.B. geht man in das Bett

Und bläst erst mal das Klarinett,

Das ist erbaulich, das ist fein.

 

Doch deshalb bläst der Mann hier njcht,

Und trotzdem ist er ganz vergnügt,

Ihr seht es ja an seinem Lauf,

Er will zum Fuchsberg hoch hinauf,

Und eher macht er auch nicht Halt,

Bis dort am, Kreuz in Neuschirgiswald.

Wollt ihr die Sache recht verstehn,

Müßt ihr mal rückwärts sehn,

Bis tief hinab in jener Zeit,

Als damals herrschte weit und breit

Die Seuche, so die Pest genannt.

es starben damals, wie bekannt,

Der Leute viele, reich und arm,

Das Elend war zum Gotterbarm.

Man trug in unserm Heimatort

Die Leichen alle eilig fort.

Und legt sie in ein großes Grab,

Egal, ob Mädchen oder Knab,

Ob Mann, ob Weib, ob am, ob reich,

Im Tode sind sie alle gleich.

Das kleine Dorf Neuschirgiswald-

S’ist nun 3oo Jahre alt-

Hat damals noch nicht existiert,

Wie’s uns der Chronist aufnotiert.

Und wo das Grab gwesen ist,

Befindet sich zu hout’ger Frist

Das Kreuz, das dort im Neudorf steht,

Wohin die Prozession jetzt geht,

Die man gelobt  hat in der Not,

 

Bis der Herrgott dann gebet,

Daß weichen soll die böse Pest,

So dass mit ihr bald Schluß gewest.

Damit man nie vergessen mag,

Zieht stets am 2. Ostertag

Zum Kreuz hinauf die Prozession

Und an der Spitze in Person

Bläst unser lieber Klar’netist

Weils immer so gewesen ist.

 

So mögs auch bleiben fernerhin,

Zu ehren alter Sitte Sinn.

 

( Aus“ Unsere Heimat “ Heft 26 vom 24.12.1932

Verfasser dieses Gedichtes unbekannt. )

 

In den kommenden Wochen erfahren Sie mehr über die wegweisenden Persönlichkeiten der Stadt Schirgiswalde.
NÄCHSTE AUSGABE :    13. Dezember 2024

“ Fleischermeister Schimmeck 

Wer mehr über die Wegweiser der Stadt, oder über die Geschichte der Stadt Schirgiswalde erfahren möchte, das Heimatmuseum erwartet Sie.

Wegweiser:
Heimatmuseum „Carl Swoboda“
Rathausstraße 15
02681 Schirgiswalde
Tel. 038660 38660

www.stadt-schirgiswalde-kirschau.de

Dienstag         14:00 bis 16:30 Uhr

Auf Anfrage auch außerhalb der Öffnungszeit.

Mit freundlicher Unterstützung durch Heimatmuseum „Carl Swoboda“, Herr Berger.          (Texte und altes Bildmaterial)

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