Ob Landschaftsmalerei, Portraits oder Stillleben,
Doreen Marie Schöngart wird beim Arbeiten eins mit ihrer Malerei.
“ Meine Werke sind geprägt durch natürliche Eindrücke, stetige Beobachtung vom Wandel der Jahres- und Tageszeiten und Umsetzung der ständig sich ändernden farblichen Eindrücke der Materie im Licht“, verrät die Künstlerin auf ihrer Homepage.
Und auch die Musik hat einen großen Anteil an ihrem Erfolg als Künstlerin.
Wie alles zusammenhängt und welche Rolle eine große Kugel spielt; oberlausitz-art hat für Euch nachgefragt.
Teil 1
„Vom Malen bis zur Musik“
Frau Schöngart, Sie haben schon als Kind gern gezeichnet.
Wer und was haben Sie damals inspiriert?
Was waren Ihre anfänglichen Motive?
Ich kann mich speziell an ein Bild von Winnetou erinnern, welches ich mit 7 Jahren zeichnete. In den war ich verliebt. Auch mit einem Bild meines Onkels und seinem grünen Trabant P50 oder in Märchenfiguren habe ich mich versucht. Die erste kleine Landschaft auf A4, an welche ich mich erinnern kann, entstand in einem FDGB Ferienheim bei Potsdam, wo ich mit meinen Eltern und der Schwester einen herrlichen Sommerurlaub verbrachte. Ich malte die Freundschaftsinsel in Potsdam mit einer Skulptur, ich glaube mit Buntstiften und frei aus meiner Erinnerung. Ich denke, das war 1984 und ich war in der 4. Klasse. Im Zeichnen in der Schule fiel es mir aber schwer, mit dem Farbkasten umzugehen, ich mochte es damals noch nicht. Als ich dann kein Kind mehr war, zeichnete ich ab und an Portraits von Popstars oder meiner Freundin, und dann und wann auch landschaftliche, verträumte Fantasiebilder mit Deckfarben. Ohne schulischen Zwang funktionierte es dann.
Ihre berufliche Entwicklung ging dann in eine ganz andere Richtung. Sie haben 3 Berufe erlernt.
Warum haben Sie keine künstlerische Richtung eingeschlagen?
Mein Traum war es eigentlich, Musik zu studieren und meinem Großonkel an die Semperoper zu folgen. Ich hatte ja jahrelang an der Musikschule in Neustadt/Sa. Violine gelernt.
Ein Kunststudium war nicht in meinem Sinne, damals sah ich dieses Potential in mir noch nicht.
Meine Lehrerin drängte mich, Lehramt für Sprachen zu studieren (Russisch/Englisch), und meine Eltern, die letztendlich die Entscheidungsträger waren, überredeten mich, erst mal einen „anständigen“ Beruf zu erlernen. Also ging ich nicht auf die EOS, sondern lernte einen handwerklichen Beruf. Die Ausbildung musste ich in den Wirren der Wendezeit aber abbrechen, da zahlreiche kleine Handwerksbetriebe pleitegingen und unsere Klasse aufgelöst wurde. Dann lernte ich einen kaufmännischen Beruf, nach dessen Abschluss ich ein Stipendium für BWL bekam. Das aber verbrannte ich, etwas wütend auf mich selbst, weil ich es ja leider nicht für ein anderes Studium einsetzen konnte. Ich bekam dann in der Heimat keine feste Anstellung in diesem Beruf, in den Westen wollte ich nicht. Also eine dritte Ausbildung. In dem Beruf, der am wenigsten zu mir passte, arbeitete ich dann auch fast 20 Jahre. Ein sicherer Job, eine Notlösung letztendlich. Inzwischen war ich auch schon zweimal Mutter geworden.
Ab 2013 haben Sie sich wieder voll und ganz der Malerei gewidmet. Seitdem sind Hunderte von Gemälden und Zeichnungen entstanden.
Wie kam es zu diesem „Neustart“?
Die Unzufriedenheit in meinem täglichen Tun brachte mir letztendlich in meiner gefühlten Lebensmitte tiefe seelische Leiden, aber auch die große Frage nach dem „Wer bin ich wirklich“.
Damals ging auch mein Fernseher kaputt und ich fing abends wieder an mit dem Malen, ich ging wöchentlich zum Maler Falk Nützsche in Bischofswerda. Alles, was er mir beibrachte, faszinierte mich, vor allem der „Goldene Schnitt“. Seitdem ist der Umgang mit den Farben zu einer schicksalhaften Berufung für mich geworden. Ich stieg 2015 aus dem alten Beruf aus, malte nur noch, ging nebenbei in einem Kindergarten aushelfen und entdeckte mich komplett neu. Auch einen Fernseher habe ich mir nie wieder angeschafft. Die Erfolge anfänglicher Ausstellungen und Verkäufe bestätigten mich darin, weiterzumachen.
Auf Ihrer Homepage benennen Sie ausdrücklich Ihren Lehrer und Freund, den Prager Maler Vladimir Mencl.
Auch merkt man Ihre große Sympathie zu Tschechien.
Was hat es damit auf sich?
Auch diese Liebe zu Tschechien kam mit diesem Umbruch. Ständig war ich dort auf Achse in der böhmischen Schweiz, auch habe ich eine langjährige Freundin in Šluknov. Was es mit dieser tiefen Verbundenheit auf sich hat, habe ich einst in der „Ode an Böhmen“ niedergeschrieben, die mein Gefühl trefflich beschreibt. Bei einem Kurzurlaub im Isergebirge fand ich bei einer Ausstellung bei der Basilika in Hejnice die Bilder des Malers Vladimír Mencl. Ich musste mich setzen und unweigerlich kamen mir die Tränen beim Anblick zweier seiner Landschaftsgemälde, eines mit Schnee und Birken.
Ich las seine Vita und verstand damals fast nichts von dem tschechischen Text.
Seine Bilder gingen mir nicht aus dem Kopf. Irgendwann bekam ich seine Adresse heraus. Das war gar nicht so leicht, denn der alte Herr hatte keine Website. Ich schrieb ihm einen Brief und prompt kam einer zurück. So begann unsere Freundschaft und kurz später besuchte ich ihn in Prag. Wir sahen uns nicht so oft, aber unsere briefliche Korrespondenz war sehr tief und lehrreich. Sein Ableben im hohen Alter habe ich mit einem Portrait von ihm für seine Frau Vilma gut verarbeiten können. Seine Bilder leben weiter.
Frau Schöngart, Sie beobachten sehr intensiv die Natur in ihren Farben sowie das Spiel von Licht und Schatten. Wie setzen Sie diese Beobachtungen in Ihren Bildern um?
Und welche Rolle spielt in Ihrer künstlerischen Arbeit die Musik?
Da sind wir schon wieder bei dem Gelernten von Vladimír. Er sprach immer von harten und weichen Schatten, von warmen und kalten. Und dass die Wolken direkt úber dir andere Schatten werfen, als die Wolken in der Ferne. Theoretisch kann man das mit den Tonabstufungen erklären, die einst Itten in seinem Farbkreis darlegte. Bei mir ist es letztendlich durch viel Übung, Betrachtung im Lichtschauspiel der Natur, Geduld und Selbstvertrauen in mein Gefühl übergegangen, wie ich welche Tonwerte mische.
Was die Musik betrifft, ohne sie fällt es mir schwer zu malen. Alles zusammen bildet für mich eine Einheit, einen Kreis, dann tauche ich ab in meinen Farben. Ab und zu selbst zu musizieren, erweitert meinen Geist, auch wenn ich längst begriffen habe, dass ich als Musikantin lieber nur für mich spielen soll. Einmal, bei einer eigenen Vernissage in der Carl-Lohse-Galerie Bischofswerda, versuchte ich mich am Klavier. Das aber ging schief, ich blieb nur stecken und blamierte mich vollkommen. Gottseidank nahmen es meine Gäste mit Humor. Seitdem überlasse ich diesen Part lieber jemandem, dessen Berufung die Musik ist.
Teil 2 am 24.04.25
„Die Großdorfer Perle und meine Heimat“














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