Seit nunmehr knapp einem Jahr gibt es die
„Kamenzer Puppenstube“. Ein Treffpunkt für Künstler, Bastler und alle die sich einmal kreativ versuchen wollen und weder Wasser noch handwerkliche Arbeit scheuen. Die Möglichkeiten sich auszuprobieren und seine Ideen umzusetzen sind groß. Einzig und allein der zu verwendende Werkstoff beschränkt sich nur auf ein Material: Wolle.
Aus diesem entstehen hier die unterschiedlichsten Kunst- und Gebrauchsgegenstände.
Unter Anleitung von Puppenmacherin Katerina Nemcova verwandelt sich Wolle in bunte Vögel, Wandbilder, Schmuck und vieles mehr.
Aber auch wenn vielleicht mal ein Projekt nicht beim ersten Anlauf gelingt, eine Erholung und Entspannung von Stress und Alltag ist es auf jeden Fall.
Wie alles genau funktioniert und wie es dazu kam; oberlausitz-art hat für Euch nachgefragt.
Frau Nemcova, warum Filzen? Wie sind Sie zu diesem Handwerk gekommen? Was fasziniert Sie so daran?
Handwerk hat mich schon immer interessiert. Zum Filzen kam ich vor einigen Jahren durch Beiträge im Internet. Dort wurde gezeigt, wie gefilzte Blumenkinder, Tiere, Landschaften und Bilder aus Wolle entstehen. Ich habe zuerst nur mit einer Filznadel gefilzt, z. B. Mäuse, Tiere, Feen…. Diese Technik heißt Trockenfilzen. Die Filznadeln sind spezielle Nadeln, die Widerhaken haben und dadurch werden die Fasern der Wolle durch das Stechen fester, sie verfilzen. Wenn man die Wolle von unterschiedlichen Winkeln sticht, bekommt sie Form. So wird aus einem Stück Wolle eine Kugel oder ein Bär.
Aus was besteht dieses Material genau? Wie ist die Zusammensetzung?
Zum Filzen wird gewaschene und kardierte und gefärbte Schafwolle benutzt.
Beim Filzen gibt es verschiedene Techniken.
Es gibt auch die Wahl zwischen Nass- und Trockenfilzen. Was bevorzugen Sie?
Wie schon gesagt, ich habe mit Trockenfilzen angefangen. Vor allem benutze ich diese Technik für modellierte Gesichter meiner Puppen. Zum Nassfilzen kam ich später, als meine Kinder in die Schule kamen. Das Kind braucht doch auch eine gefilzte Zuckertüte! (Lachen) Und wenn ich etwas lernen will, dann lege ich los. Die ersten Ergebnisse waren nicht so toll, wie ich es mir vorgestellt habe, aber man lernt mit der Zeit. Die Tochter war trotzdem glücklich.
Wie genau ist z.B. der Ablauf beim Herstellen eines Vogels? Was ist zu beachten?
Die Vögel werden mit der Technik Nassfilzen gefilzt. Ich tauche einen Wollknäuel in Seifenlauge (Seifenlauge entsteht durch warmes Wasser und ein Stück Seife) und lege immer neue Schichten Wolle darüber und forme mit den Fingern den Vogel. Flügel werden extra gefilzt und dann an den Körper des Vogels angefilzt. So einen Vogel zu filzen dauert ca. 1,5 Stunden.
Was lässt sich sonst noch alles aus Filz herstellen?
Alles, denke ich. Wenn man bei Pinterest schaut, findet man unglaublich viele Dinge: von Blumen, Tieren, Taschen, Windlichter, Lampen über Tischdecken, Bekleidung, Zuckertüten, Accessoires…
Was war bis jetzt die größte Herausforderung?
Na, ja, ich denke, die erste Zuckertüte. Da hatte ich noch nicht so viel Erfahrung mit Nassfilzen.
Welches war Ihre persönlich anspruchsvollste Arbeit?
Letztes Wochenende habe ich etwa 20 Blüten für eine Lichterkette-Blumengirlande gefilzt. Es hat ca. 6 Stunden gedauert. Das hatte fast kein Ende 🙂
Frau Nemcova, Sie geben Kurse zur Filztechnik in der „Kamenzer Puppenstube “ und gehen an Bildungseinrichtungen. Kann man Sie auch für private Events buchen?
Auf jeden Fall! Es werden hier kreative Kindergeburtstage gefeiert und ich biete das Filzen auch für Gruppen an.
Was gehört zur „Grundausstattung“ für einen Anfänger?
Märchenwolle in verschiedenen Farben, Olivenseife, eine Noppenfolie, ein Tablett, eine Schüssel mit warmem Wasser und ein Handtuch.
Welche anderen kreativen Angebote gibt es außerdem in der “ Kamenzer Puppenstube „?
Momentan ist es das Filzen, aber ich habe noch andere Ideen. Wir haben auch schon mal Upcycling ausprobiert.
Frau Nemcova, was verbindet Sie mit der Oberlausitz?
Wenn man sich die Geschichte der Stadt Kamenz anschaut, dann ganz viel. Oberlausitz gehörte mal zur Königreich Böhmen. Die Sprache der Sorben ist auch eine slawische Sprache. Die Osterbräuche und Trachten sind auch sehr ähnlich wie in Tschechien.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Oberlausitz-art wünscht Ihnen viele neue Ideen und weiterhin viel Erfolg.